Bildverarbeitung

„Eine vertrauenswürdige Marke ist wichtig, aber heute nicht mehr ausreichend“

08.07.2024 - Interview mit Jean-Philippe Roman, Vision Markets

Anfang des Jahres gründete die auf Bildverarbeitung spezialisierte Marketing- und Beratungsagentur Vision Markets eine eigene Geschäftseinheit, in der die seither die Marketingaktivitäten bündelt. Die inspect sprach mit deren Leiter, Jean-Philippe Roman, über die Hintergründe. Dabei kommt auch die Entwicklung der Bildverarbeitungsbranche seit den frühen 90ern zu Sprache – und wie sich dadurch der Fokus der Marketingaktivitäten verschoben hat.

inspect: Mit was beschäftigt sich Vision Markets eigentlich genau?

Jean-Philippe Roman: Ich glaube, was Vision Markets wirklich auszeichnet ist, dass wir eine Unternehmensberatung sind, die auf die Bildverarbeitungsbranche spezialisiert ist. Wir kommen alle aus der Bildverarbeitungsbranche, haben unsere Expertise dort und unser Netzwerk.
Unser Geschäft teilen wir in vier Elemente: Das eine ist die Strategieberatung. Wir helfen Unternehmen zum Beispiel dabei, ihre Technologie-Roadmap aufzustellen oder zu optimieren. Oder bei der Frage, welche Segmente oder Länder fokussiert werden sollten, oder wie das Portfolio strukturiert werden könnte.

Das zweite Element ist Merger & Acquisitions. Es ist mit der Strategie verbunden, weil sie oft aus der Strategieberatung entsteht. Zu dieser Beratung gehört aber auch dazu, dass wir unseren Kunden helfen, die ihr Unternehmen verkaufen wollen. Wir haben also beide Seiten: Inhaber-geführte Unternehmen, die einen Investor suchen, und Unternehmen, die mit Übernahmen neue Regionen oder Marktsegmente erschließen wollen.

Das dritte Element ist Marketing und Kommunikation. Das ist der Bereich, den ich verantworte. Dieser hat wiederum zwei Aspekte: Marketing und Kommunikationsstrategie im Sinne von zum Beispiel, wie positioniere ich mich, was macht meine Marke aus? Und die  Planung und Umsetzung von Kampagnen, ob Werbung, PR oder Content Marketing. Dazu gehört auch Website-Erstellung, Google-Ads etc. Dabei fungieren wir sozusagen als externe Marketingabteilung.
Und das vierte Element ist Recruiting. Auch da sind wir spezialisiert auf die Branche, um die richtigen Talente mit den richtigen Kompetenzen zu finden und an das jeweilige Unternehmen zu vermitteln beziehungswiese umgekehrt. 

inspect: Die Struktur von Vision Markets hat sich zum Jahreswechsel geändert. Jetzt ist der Bereich für Marketing und PR eine eigene Gesellschaft, an der Sie auch Anteile halten. Können Sie den Vorgang und die Gründe kurz erläutern?

Roman: Vision Markets wurde vor zehn Jahren von Dr. Ronald Müller gegründet. 2021  bin ich zur Vision-Markets-Familie gestoßen als freiberuflicher Berater. Der Grund, warum wir jetzt eine gemeinsame Firma gegründet haben, ist ganz einfach: Weil unsere mittlerweile dreijährige Zusammenarbeit erfolgreich war, wir diesen Geschäftsbereich ausgebaut haben und ich nach und nach immer mehr Verantwortung für den gesamten Marketingbereich übernommen habe. Und jetzt war es einfach an der der Zeit, dem Ganzen mehr Struktur zu geben. Wir haben dadurch auch ein stärkeres und längerfristiges Commitment zueinander.


inspect: Verstehe. Und was bedeutet das für die Kunden?

Roman: Eine Solidere und zuverlässigere Struktur, etwas überspitzt formuliert. Das gibt erstens den Kunden mehr Sicherheit und Planbarkeit, dass ich ihnen auch langfristig als Ansprechpartner zur Seite stehe. und zweitens  kann sich Ronald Müller auf den Geschäftsbereich Strategieberatung und M&A konzentrieren. Und natürlich kann sich so jeder stärker auf seinen Bereich fokussieren. Das wiederum nutzt allen Kunden, ob aus dem Marketing oder der Strategieberatung, weil sie jeweils einen festen Ansprechpartner haben, der sich mit seiner Expertise zu 100 Prozent auf ihr Anliegen konzentriert.


inspect: Noch kurz zur Struktur: Die Vision Markets Marketing Consulting GmbH ist eine Tochter der Vision ­Markets GmbH. Warum?

Roman: Das war uns wichtig. Damit bleibt sie ganz eindeutig ein Teil der Vision-Markets-Gruppe, weil wir auch weiterhin als Vision Markets auftreten.

Außerdem bleiben dadurch Synergien erhalten, weil ja wie gesagt oft der Marketing-Bedarf oder die Marketingstrategie aus einer allgemeinen Unternehmensstrategie entsteht. Auch im Bereich Recruiting können sich Schnittstellen ergeben.


inspect: Was ist Ihr fachlicher Hintergrund?

Roman: Ich habe mein ganzes Berufsleben Marketing im technischen beziehungsweise B2B-Bereich verbracht. Angefangen habe ich in der Automobilbranche. Zuerst habe ich bei Renault in Frankreich gearbeitet, zum Teil an einem Fertigungsstandort, was mir bis heute ein gutes Verständnis für die Herausforderungen an der Fertigungslinie gibt. Dann wechselte ich zu einem Zulieferer. Anschließend lernte ich bei Philips die Tech-Branche von der B2C-Seite kennen. Zuletzt war ich dann in der Bildverarbeitungsbranche, bei Allied Vision. Dort blieb ich tatsächlich 14 Jahre und habe das Unternehmen als Leiter des globalen Marketings und der technischen Dokumentation verlassen. Die Faszination für die Bildverarbeitung ist immer noch da und ich freue mich, bei Vision Markets der Branche treu zu bleiben.

In meiner Karriere habe ich im Bereich Marketing, glaube ich, so ziemlich alles gemacht, PR, Events etc. Auch digitales, wie Video-Tutorials oder Marketing Automation zum Beispiel. Sogar interne Kommunikation und Personalmarketing waren dabei.


inspect: Wie hat sich die Bildverarbeitungsbranche aus Marketingsicht entwickelt?

Roman: Bis in den 2010er Jahren war alles noch im Entstehen, würde ich sagen. Das war noch ein bisschen wilder Westen. Also eine Zeit, in der ganz viele neue Player auf der Bildfläche erschienen, die relativ schnell wachsen konnten und erfolgreich wurden. Die heutigen Pioniere der Bildverarbeitung eben, wie zum Beispiel Allied Vision, Basler, Stemmer Imaging und viele mehr.

Daher ging es sehr viel ums Branding. Das Marketing sollte sich also darum kümmern, die Marke bekannter zu machen, damit man überhaupt erstmal Kunden gewinnen konnte. Damals war der Kuchen groß und wuchs zudem sehr schnell.

Dann ist der Markt gereift und es ist viel mehr Wettbewerb entstanden. In der Phase hatten sich größere Player bereits etabliert, und es gab auch eine erste Konsolidierungswelle. Da ging es dann eher darum, den eigenen Teil des Kuchens zu verteidigen beziehungseise der Kampf um Marktanteile wurde härter. Im Marketing ging es seit dem viel mehr um Performance-Marketing, auch in Verbindung mit den neuen digitalen Möglichkeiten, wie Webinare etc., um an Kontakte zu kommen. Lead-Generierung eben.


inspect: Ersetzt heute also der Fokus auf Leads die Markenbildung?

Roman: Ich glaube, es hängt beides miteinander zusammen. Eine vertrauenswürdige Marke aufzubauen und das Vertrauen der Kunden darin, das ist in einer Investitionsbranche wie die industrielle Bildverarbeitung nach wie vor unentbehrlich.Nur ist es heute halt nicht mehr ausreichend.

Aber auch gerade das Thema Content Marketing ist sehr wichtig geworden, weil wir in einem erklärungsbedürftigen Bereich unterwegs sind. Außerdem gibt es immer wieder neue Technologien, wie künstliche Intelligenz zum Beispiel. Es geht hier in erster Linie darum, die Zielgruppe zu überzeugen, dass man weiß, wovon man spricht, dass man wirklich eine innovative Lösung hat, die Mehrwert bringt.


inspect: Welche Rolle spielt es dabei, dass sich Vision Markets auf die Bildverarbeitungsbranche konzentriert?

Roman: Eine wesentliche. Denn auch große Agenturen haben nach wie vor Schwierigkeiten in unserer Branche, die Technik und ihre Anwendungsbereiche zu verstehen. Denn um eine Marketingkampagne zu planen, muss man wissen, warum ein Produkt innovativ ist und wo die Benefits sind. Und bei Agenturen, bei denen heute eine Supermarktkette betreut wird und morgen eine Kosmetikmarke, übermorgen ein Finanzdienstleister, da ist es einfach schwierig, das Verständnis überhaupt für das Produkt, den Markt, die Zielgruppe zu haben.

Das ist das, wo sich Vision Markets unterscheiden will. Und wir bekommen auch von unseren Kunden eben dieses Feedback. Sie freuen sich, dass sie endlich jemanden haben, der versteht, was sie sagen wollen, und die Sprache ihrer Zielgruppe spricht.

Dabei geht es gar nicht darum, dass ich ein absoluter Experte in allem bin. Ich habe nicht den Anspruch, dass ich bis ins kleinste Detail alles in Optik, Software, KI oder selbst in Kameratechnik verstehe. Auch nach 15 Jahren gibt es bestimmt noch Vieles, das ich nicht kenne. Aber das Grundverständnis hab ich und darauf kommt es an. Das haben wir auch oft gemerkt im Gespräch mit Kunden. Denn aufgrund unseres Backgrounds wissen wir, welche Fragen wir stellen müssen, um die Thematik zu durchdringen, selbst wenn es spezielle Bereiche der Bildverarbeitung sind. Daraus kann man die richtige Marketingbotschaft entwickeln und messbare Ergebnisse erzielen.

Autor
David Löh, Chefredakteur der inspect

Kontakt

Vision Markets GmbH

Ganghoferstr. 13
82291 Mammendorf
Deutschland

+49 89 21 553 665

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