„Die Mehrheitsübernahme durch Visiconsult bringt viele Vorteile“
13.04.2023
- Interview mit den Geschäftsführern von Visiconsult und Diondo
Ende 2022 hat der CT-Gerätehersteller Visiconsult den Mitbewerber Diondo übernommen. Welche Strategie dahinter steht und wie die konkrete Zusammenarbeit der Unternehmen aussieht, darüber hat die inspect mit Lennart Schulenburg, Geschäftsführer von Visiconsult, und Martin Münker, Geschäftsführer von Diondo, gesprochen.
inspect: Visiconsult hat Ende 2022 die Mehrheit an Diondo, ein Hersteller von CT-Geräten, übernommen. Welchen Zweck verfolgen Sie damit?
Martin Münker: Die Kooperation wird sukzessive alle für bestehende und potenzielle Kunden relevanten Bereiche beider Unternehmen umfassen: Vertrieb, Entwicklung, Fertigung und Service. Wir haben, bei aller Unabhängigkeit, die Chance, Doppelstrukturen zu minimieren und die freiwerdenden Ressourcen für neue Aufgaben einzusetzen. Das primäre Ziel ist also nicht Kostensenkung, sondern eine Steigerung von Effizienz, Geschwindigkeit, Flexibilität, Kundenorientierung und natürlich Marktpräsenz.
Der Service wird zukünftig vom globalen VC-Xray-Netzwerk unterstützt, die Supporttechniker sowohl über das Händlernetz als auch in den eigenen Niederlassungen werden entsprechend qualifiziert. Für die Kunden bedeutet dies einen schnelleren, lokalisierten Service, während das Diondo-Fertigungs- und Ingenieurteam mehr Zeit für die Produktion und Entwicklung aufwenden kann.
Lennart Schulenburg: Die herausragende Diondo-CT-Produktlinie ergänzt das Portfolio unserer ZFP-Marke VC Xray, wodurch die Kunden eine größere Auswahl bei uns haben. Nehmen wir zum Beispiel die Herstellung von Batterien für Elektrofahrzeuge. In diesem Sektor müssen die meisten Komponenten geprüft werden. Und da es sich um ein hochwertiges Produkt handelt, muss diese Prüfung auf hohem CT-Niveau erfolgen, was die Stärke von Diondo ist. Aber aufgrund des hohen Volumens in diesem Sektor ist auch eine Automatisierung erforderlich: Das ist die Stärke von VC Xray.
Zudem wird die Sichtbarkeit der Marke Diondo weltweit gesteigert, da sie vom Marketing, den Distributoren und dem Vertriebsteam von VC Xray gemeinsam mit den Kollegen von Diondo auf regionaler und internationaler Ebene beworben wird.
Außerdem haben beide Unternehmen eine starke Erfolgsbilanz bei der Bereitstellung vollständig kundenspezifischer Lösungen. Und weil Kunden immer komplexere Produkte und Fertigungstechniken entwickeln, schafft dieser Zusammenschluss eine Struktur, die neue Lösungen für zukünftige Produkte liefern kann. Außerdem überschneiden sich die Produkte von Visiconsult und Diondo in gewissem Maße, sodass die beiden Unternehmen durch ihre Zusammenarbeit Möglichkeiten finden können, Lücken in der Produktpalette zu schließen und den Kunden eine größere Auswahl zu bieten.
inspect: Welche Rolle wird Diondo bei VC Xray spielen?
Münker: Diondo wird sich weiterhin auf das bisherige Kerngeschäft fokussieren: Die Entwicklung und Fertigung von reinrassigen High-Performance-CTs. Wir agieren weiterhin als eigenständiges Unternehmen, können aber die weltweite Vertriebs- und Serviceorganisation von Visiconsult nutzen. Insofern besteht eine gegenseitige Abhängigkeit, die wir als Garant für ein faires Miteinander auf Augenhöhe sehen.
Schulenburg: Diondo bringt ein enormes Potenzial für die Entwicklung von Hochgeschwindigkeits- und Hochleistungssystemen auf dem neuesten Stand der Technik mit ein. Die Kombination der Automatisierungs-, Integrations- und Anpassungsfähigkeiten von VC Xray mit den CT-Systemen von Diondo wird die Entwicklung von hochautomatisierten CT-Inline-Systemen ermöglichen. Dadurch wird der technologische Fortschritt für die gesamte ZFP-Branche und die Branchen der Kunden wie Automobilbau, Luft- und Raumfahrt, additive Fertigung und andere beschleunigt.
inspect: Was genau ist unter dem Kompetenzzentrum für Computertomografie zu verstehen?
Münker: Ein solides, umfassendes CT-Know-how gepaart mit 30 Jahren Erfahrung und weitreichendem Anwendungswissen, in geballter Form am Standort Hattingen. Das Ganze zukünftig erweitert um die direkten und indirekten Möglichkeiten von Visiconsult in Sachen Automatisierung, künstliche Intelligenz, Konstruktion, Fertigung et cetera. Diondo wird in Hattingen weiter CT-Anlagen entwickeln und bauen, aber zukünftig deutlich mehr davon, und mit höherer Bandbreite sowohl im Produktbereich als auch bei kundenspezifischen Systemen.
inspect: Was sind die weiteren Schwerpunkte der Geschäftsstrategie?
Schulenburg: Wir werden uns weiter internationalisieren. Hier sind besonders unsere Standorte in den USA und Indien hervorzuheben, die unseren Kunden lokal eine schnelle Unterstützung bieten können.
Neben dem Aufbau neuer Standorte werden wir die Marke VC Xray weiter vorantreiben, unter anderem indem wir dafür eine eigene Internetpräsenz lancieren, auf der auch Diondo präsent sein wird.
Zudem werden wir in diesem Jahr das Portfolio ausweiten, sodass alles abgedeckt sein wird, was das ZFP-Herz begehrt. Von dem Einzelteil, über die Prüfdienstleistung, über das Labor, bis hin zu Atline und Inline-Anlagen in der Produktion, können wir alles aus einer Hand und vollintegriert anbieten.
inspect: Was wird diese Erweiterung des Portfolios beinhalten?
Schulenburg: Unser ganzheitliches Software-Ökosystem namens X.OS (Xray Operating Suite) wurde im vergangenen Jahr auf dem Markt eingeführt und wird fortlaufend ausgebaut. Dadurch decken wir einen erweiterten Bedarf bei den Kunden ab. Egal welche Rolle jemand in einem ZFP-Team trägt: Alle Teammitglieder können jetzt gemeinsam über eine Software die Qualität vorantreiben. Mit diesem Schritt stärken wir erneut unsere Wurzeln im Software-Bereich. Denn mit Software haben wir angefangen und Software bleibt unser Steckenpferd. Auch die Diondo-Systeme werden zukünftig mit dem X.OS erhältlich sein.
Unsere Kunden wünschen sich außerdem vermehrt „X-ray as a service“. Hier konnten wir bereits sehr gute Erfahrungen sammeln. Qualitätsverantwortliche müssen somit nicht mehr um die Freigabe eines Investmentantrags bangen. Sie zahlen pro Röntgenscan und haben am Ende des Tages eine Prüfentscheidung ganz ohne eigene Prüfkabine. Eine ähnliche Möglichkeit, die wir ab diesem Jahr anbieten ist, das Vermieten von Anlagen.
inspect: Was werden die nächsten strategischen Schritte sein?
Münker: Angesichts der äußerst positiven Resonanz aus dem Markt werden wir unsere Produktionskapazitäten in Hattingen deutlich ausweiten und für die schnell wachsende installed base unsere gemeinsame Serviceorganisation weiter ausbauen. Alles andere wird folgen.
Wegen der Gemeinsamkeiten in der Unternehmensphilosophie sind wir zuversichtlich, Herausforderungen pragmatisch lösen zu können: Es wird spannend, vielleicht auch schwierig, aber nicht problematisch.
Autor
David Löh, Chefredakteur der inspect
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