Bildverarbeitung

„Die Control ist und bleibt die international wichtigste Fachver­anstaltung“

Im Interview: Bettina Schall, Geschäftsführerin P.E. Schall

08.07.2021 - Zahlreiche Messen – darunter die Control – mussten aufgrund der Pandemie auch 2021 wieder abgesagt werden. Doch Bettina Schall blickt nach vorn: auf die Control 2022, auf den digitalen Showroom Control-Virtuell und auf persönliche Begegnungen, die wir wieder schätzen lernen und nicht als selbstverständlich hinnehmen sollten.

Die Control musste aufgrund der Pandemie das zweite Jahr in Folge abgesagt werden. Die Entscheidung für die Verschiebung auf Mai 2022 wurde bereits im Februar 2021 getroffen. Abwarten war keine Option?

Bettina Schall: Wir als Messeveranstalter sehen uns als Dienstleister sowohl für unsere Aussteller als auch für die Fachbesucher. Die Entscheidung weiter hinauszuzögern war deshalb keine Option, weil alle Beteiligten Verlässlichkeit und Planbarkeit jeweils für ihre eigenen unternehmerischen Entscheidungen und Vorhaben benötigen. Zudem hatte es sich im Februar aufgrund der Wucht des Infektionsgeschehens und des andauernden Lockdowns längst abgezeichnet, dass eine Präsenzmesse im Mai nicht durchführbar sein würde. Vielmehr wollten wir unverzüglich mit aller Kraft die bereits seit 2020 bestehende digitale Messeplattform Control-Virtuell in den Fokus setzen, um den Fachaustausch zwischen den Ausstellern und Fachbesuchern durchgängig aufrechtzuerhalten.

Inwieweit hat sich die Control-Virtuell, sprich Ihr digitaler Marktplatz, als Alternative etabliert?

Die Control-Virtuell bildet als digitaler Showroom unsere Control, die Weltleitmesse für Qualitätssicherung, ab. Sie hat sich seit einem Jahr etabliert, weil Anbieter aus den Bereichen Mess- und Prüftechnik, Visionstechnologie, Bildverarbeitung und Sensortechnik ihre Produkte und Neuheiten, die als Messehighlights geplant waren, rund um die Uhr zeigen können. Die Besucher der Plattform können sich weltweit an allen Tagen des Jahres rund um die Uhr über Neuigkeiten der QS-Branche informieren. Sie finden über die Produktgruppensuche und Produktklassensuche sofort alle Anbieter und erhalten auf diese Weise einen Angebotsüberblick sowie Alternativen – wie bei einer realen Messe auch. Beim Start der Suche über die Produktgruppen bekommt der User sofort die Möglichkeit, eine individuelle Fragestellung abzusenden – an Adressaten seiner Wahl oder aber an alle relevanten Anbieter. So ist die Control-Virtuell tatsächlich ein digitaler Marktplatz, der erstens eine Übersicht über neue Produkte und Lösungen schafft und zweitens direkt eine Möglichkeit des Austauschs eröffnet. Der User muss nicht erst selbst Kontakte oder E-Mailadresse suchen, sondern landet mit seiner Anfrage direkt beim Anbieter. Es ist also sehr komfortabel für den User und führt direkt zum fachlichen Austausch – der, wenn alles gut läuft, in ein Telefonat zwischen Anbieter und Besucher mündet.  

Werden virtuelle Elemente respektive Hybrid-Veranstaltungen, Ihrer Meinung nach, die Messelandschaft von morgen prägen?

Ich denke, dass die künftige Messelandschaft zumindest von hybriden Veranstaltungen begleitet werden wird. Die nützlichen und hilfreichen Werkzeuge und virtuellen Möglichkeiten, die Unternehmen zwischenzeitlich entwickelt haben, werden bleiben und sinnvoll eingesetzt werden. Das ist auch sehr vernünftig, meine ich. Zugleich haben wir alle doch in den vergangenen 15 Monaten die Erkenntnis gewonnen, dass keine noch so gute virtuelle Show den menschlichen Kontakt ersetzen kann, auch nicht den fachlichen Austausch, erst recht nicht das persönliche Gespräch. Im Frühjahr 2020 herrschte sicher vielfach noch die Meinung vor, dass Geschäfte auch über Laptop und Telefon erledigt werden könnten. Aber die Kommunikation aus der Ferne genügt nicht, wenn es um komplexe Sonderanlagen und Lösungsprozesse geht. Mittlerweile warten alle wieder sehnlichst darauf, sich zu treffen, zu diskutieren, Produkte real sehen und anfassen zu können. Die digitale Welt spricht eben nicht alle Sinne an – aber Messen tun das! Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass die etablierten Fachmessen ihren Platz in der Realität behaupten und durch virtuelle Module nutzbringend ergänzt werden.   

Was ist Ihr Eindruck, wie geht es der Branche Messtechnik/QS aktuell?

Die industrielle QS, die Mess- und Prüftechnik, die Vision- bzw. ID-Technik, voran die industrielle Bildverarbeitung, hat in den vergangenen Jahren eine eindrucksvolle Entwicklung genommen. Durch die wachsende Automatisierung und Digitalisierung der industriellen Fertigungsprozesse zählt die Branche Messtechnik/QS zu den Boom-Branchen. Das ist anhaltend der Fall, denn die vielfältigen und komplexen Anforderungen hinsichtlich Sicherheit, Qualität, Hygiene, Rückverfolgbarkeit, Automatisierung, Kontrollen etc., die das Pandemiegeschehen nun einmal mit sich gebracht hat, sind Themen der Mess- und Prüftechnik sowie Qualitätssicherung.

Und was sind Trendthemen, die die Branche beschäftigen?

Bettina Schall: Neue, veränderte Abläufe und Vorgänge sowohl in industriellen Umgebungen als auch in der übrigen Arbeitswelt und im gesellschaftlichen Alltag betreffen allesamt auch die industrielle Messtechnik, Werkstoffprüfung, Analysegeräte, Sensorik und Optoelektronik. Aspekte wie Präzision, Qualität, Effizienz, Nachhaltigkeit, Zuverlässigkeit, Schnelligkeit sind für die Branche noch relevanter geworden. Sie alle sind über die Vernetzung, Automatisierung und Digitalisierung Treiber der Branche und wichtige Themen der Zukunft. Egal, ob Sie Anlagen in der wachsenden Logistik und Intralogistik betrachten, Mess- und Prüftechnik in Laboren und Kliniken oder die robotergestützte Herstellung jeglicher Waren und Güter in der modernen Produktionsumgebung. 

Wird es für die Control im kommenden Jahr ein überarbeitetes Messekonzept geben?

Bettina Schall: Das inhaltliche Messekonzept steht – die Weltleitmesse Control ist und bleibt die international wichtigste Fachveranstaltung für alle Themen rund um Mess- und Prüftechnik sowie Vision-Technologie, Bildverarbeitung und Sensortechnik. Für die QS-Branche ist und bleibt die Control eine global anerkannte und führende Technologie-, Kommunikations- und Business-Plattform. Das organisatorische Messekonzept wird den dann geltenden Sicherheits- und Hygieneanforderungen entsprechen. Und sicher werden wir zusammen mit unseren Ausstellern und dem Kooperations-Partner EMVA das reale Messegeschehen mit virtuellen, digitalen Modulen ergänzen, zum Beispiel Zuschaltungen, Videos und Präsentationen. 

Auf was freuen Sie sich – sobald wir die Pandemie im Griff haben – am meisten? 

Bettina Schall: Am meisten freue ich mich auf die Begegnungen und persönlichen Gespräche. Wenn die Pandemie jemals etwas Gutes gehabt haben sollte – dann die Erkenntnis, wie kostbar menschliche Begegnungen und die freie, ungehinderte Bewegungsmöglichkeit sind. Ich glaube, das hatten wir fast vergessen, weil es allzu selbstverständlich schien.

Kontakt

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