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„Der Kern einer guten Organisation ist und bleibt Kommunikation.“

26.04.2023 - Elena Schultz spricht über ihre Position bei der AMA Service und ihre erste Sensor+Test als Veranstalterin, die Relevanz von Kommunikation für eine Messe und den fehlenden Rückenwind seitens der Politik. 

Frau Schultz, seit Mai vergangenen ­Jahres unterstützen Sie Holger Bödeker in der Geschäftsführung der AMA Service GmbH. Das heißt dieses Jahr findet die erste Sensor+Test statt, die Sie aktiv mitgestalten. Was fasziniert Sie an der Organisation der Messe am meisten? 

Elena Schultz: Das Faszinierende hier sind die Kommunikation und das Networking. Es ist sehr spannend zu sehen, wie sich die ganze Community für Sensorik und Messtechnik über Jahre entwickelt, verändert und transformiert. Wir begleiten alle Prozesse von den ersten wissenschaftlichen Ergebnissen bis zur Marktreife, arbeiten mit sehr interessanten Menschen, stehen an der Quelle der Forschung und Entwicklung und bringen die ganze Branche ins Licht. 

Der Kern einer guten Organisation ist und bleibt Kommunikation: Wir vernetzen mit der Messe alle Player der Branche für Sensorik und Messtechnik, bündeln mit unseren Kongressen das Know-how, die neusten Technologien und Trends, spannende Applikationen und Innovationen, Wissensströme, Fachkenntnisse und viel Erfahrung. Dort treffen sich die Experten, Entwickler und Wissenschaftler aus aller Welt und stehen mit geballter Beratungskompetenz zur Verfügung, um mit neuen Ideen zu inspirieren und neue Wege in der Sensorik und Messtechnik aufzuzeigen – ein Sehen und Gesehen werden.

Inwieweit wird das Messekonzept durch weitere Formate wie zum Beispiel Job-Börsen ergänzt?

Elena Schultz: Die fachspezifische Job-Börse der Sensor+Test begleitet die Messe ja schon lange, ebenso wie das Career Center. Beide Formate haben sich aber bisher vor allem auf Berufseinsteiger konzentriert und dabei großer Beliebtheit erfreut. Im AMA Verband für Sensorik und Messtechnik e. V. sind viele Hochschulinstitute aus den relevanten Fachbereichen zusammengeschlossen, die regelmäßig Exkursionen zur Sensor+Test durchführen. Da bietet es sich an, den Start in das Berufsleben mit dem Messebesuch zu verbinden. Neu in diesem Jahr ist die Job-Lounge. Sie hat das Ziel, einen noch gezielteren, persönlichen Kontakt zwischen Fachkräften und den ausstellenden Unternehmen zu ermöglichen. Diese unterstützenden Angebote werden wir in den kommenden Jahren noch weiter ausbauen, denn der Bedarf dafür wird wohl eher wachsen als zurückgehen. Für die nähere Zukunft arbeiten wir zudem bereits an einer verbesserten Strukturierung des Angebots für die vielfältigen Anwendungsbereiche der Sensorik, Mess- und Prüftechnik.

Im vergangenen Jahr waren die Aussteller hinsichtlich einer Messepräsenz noch zurückhaltend. Inwieweit hat sich die Situation stabilisiert? 

Elena Schultz: Auch wenn das Thema Corona in diesem Jahr kaum noch eine Rolle spielt, halten andere Sorgen die Unternehmen in Atem und von einer wachstumsorientierten Teilnahme ab. Lieferengpässe und der Mangel an Fachkräften beschäftigen unsere Branche aktuell mehr, als die Suche nach neuen Aufträgen und Kunden. Das wirkt sich leider auch nicht förderlich auf deren Bereitschaft aus, an Messen teilzunehmen – zumal gerade hiesige Firmen gemäß den Marktstudien des AMA Verbandes aktuell gut ausgelastet sind. Anders scheint dies zum Beispiel in China zu sein, deren Aussteller nach dem Ende der dortigen Corona-Maßnahmen großes Interesse an einer Rückkehr auf den Markt haben. Das führt dazu, dass sich der internationale Ausstelleranteil stärker entwickelt, als wir erwartet haben.

Wie schaut es hinsichtlich der Aussteller­zahlen aus? Und welche Erwartungen haben Sie an die Besucherzahlen?

Elena Schultz: Wir rechnen mit rund 350 Ausstellern. Durch die schon beschriebenen unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschieben immer mehr Aussteller die Teilnahmeentscheidungen näher an die Messe heran. Unsere Vorhersagen werden dadurch leider zunehmend unsicher. Bei den Besuchern schaut es gemäß den Voranmeldungen dagegen nach einer leichten Zunahme aus. Wir hoffen auf deutlich mehr als 5.000 qualifizierte Interessenten.

Wird es auch 2023 eine digitale Version der Sensor+Test geben? 

Elena Schultz: Die Messe wird auch in diesem Jahr  digital begleitet. Der Schwerpunkt liegt dabei wieder auf den nachgefragtesten Informationen. Hier stehen die Vorträge des Messeforums und Präsentationen der Aussteller, die in einer digitalen Agenda zusammengefasst sind, ganz oben auf der Liste. Sie werden  parallel zur Messe kostenlos online zu sehen sein. Unter Corona haben wir jedoch auch gelernt, dass eine Konzentration digitaler Angebote auf den Zeitraum der Präsenzmesse keinesfalls ausreicht. Alle digitalen Informationen werden daher bis zum Ende des Messejahres online verfügbar sein und wir informieren die Besucher auch nach der Messe weiter über Innovationen, die ihnen auf der Messe möglicherweise entgangen sind.

Welche Foren, Kongresse & Co. erwarten die Besucher dieses Jahr?

Elena Schultz: Nachdem unser Kongress SMSI – Sensor and Measurement Science International Conference seine Premiere 2021 trotz schwieriger Bedingungen und ausschließlich digital erfolgreich absolviert hat, freuen wir uns gemeinsam mit allen aktiv Beteiligten schon sehr auf die persönliche Begegnung mit den Wissenschaftlern aus aller Welt. Das Programm mit rund 250 Vorträgen und Präsentationen verspricht einen intensiven Blick in die Zukunft unserer Technologie. Ebenso wie beim AMA Innovationspreis, der am Vorabend der Messe am 8. Mai 2023 vergeben wird, zeigt auch der Kongress, welche Innovationen in den kommenden Jahren die Märkte erobern werden.
Das bei den Fachbesuchern immer sehr beliebte Vortragsprogramm auf dem Messeforum wird sicher auch in diesem Jahr wieder stark frequentiert sein. Wie bereits erwähnt, kann es sowohl live als auch online kostenlos verfolgt werden. Besonders hinweisen möchten wir dabei auf die Vortragsreihe zu Sensorik und Messtechnik für neue Energien am ersten Messetag. Viele der ausstellenden Unternehmen bringen dazu neue Entwicklungen auf die Messe und stellen einige der Highlights auf dem Forum vor.

Wo sehen Sie die Schwerpunkte im Bereich F&E bei Sensorik und Messtechnik? 

Elena Schultz: Die großen Themen unserer Branche sind Künstliche Intelligenz für die Unterstützung der Messdatenerfassung, automatisierte Kalibrierung und Quantensensorik. Zum Beispiel mit steigender Anzahl an Sensoren und Messstellen ist der Einsatz moderner digitaler und automatisierter Kalibrierkonzepte zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor für die gesamte technische Industrie unerlässlich. Auch die Themen Digitalisierung, digitaler Zwilling und Internet of Things sind relevanter denn je. Wir sehen im digitalen Zwilling, also der digitalen Abbildung einer Anlage oder Maschine, ein deutliches Entwicklungspotential für die gesamte Industrie, da eine Simulation sich hier so verhält wie eine reale Anlage oder Maschine. Das spart der Industrie Zeit und Kosten – ob in der Entwicklung, der Inbetriebnahme oder Optimierung. 

In der Zukunft kommunizieren im IoT mehrere Milliarden Geräte miteinander. Dadurch entstehen Unmengen an Daten, die durch selbstlernende Algorithmen in sogenannte Smart Data transformiert werden und damit relevante Informationen zu Energieverbrauch, Anlageentscheidungen und die Erkennung von Hackerangriffen ermitteln. Ob bestehende oder zukünftige Technologien, für alle Entwicklungen ist eine frühe, branchenübergreifende und interdisziplinäre Vernetzung zwischen allen beteiligten Akteuren aus Industrie und Wissenschaft notwendig.
Die parallel zur Sensor+Test stattfindende SMSI 2023 Sensor and Measurement Science International Conference bildet die Veranstaltung mit wissenschaftlichen Grundlagen und Ausblicken in die Zukunft genau zu diesen Themen ab. Hier können Besucher in die Welt der Forschung und Entwicklung eintauchen, kombiniert mit hochkarätigen Sessions, spannenden Vorträgen, Tutorials, Science Slam, Job Lounge und einen Blick in die Zukunft für Sensorik, Messtechnik und Metrologie werfen.

Wie können sich die Besucher auf die Sensor+Test vorbereiten respektive über ausgestellte Neuheiten informieren? 

Elena Schultz: Das Online-Portal der Messe unter www.sensor-test.de ist dafür die erste Adresse. Ganz gleich, ob per Freitext-Suche oder präzise strukturiert nach angebotenen Leistungen und Technologien lassen sich passende Anbieter finden und Merklisten für den Messebesuch zusammenstellen. In unserem Neuheitenportal sind zudem jetzt bereits hunderte Innovationen zu sehen, die vom 9. bis 11. Mai 2023 in Nürnberg live präsentiert werden. Wie die Vorträge bleiben auch all diese Informationen online bis zum Ende des Jahres erhalten.

Eine abschließende Frage: Was wünschen Sie sich für die Industrie? 

Elena Schultz: Die Branche für Sensorik und Messtechnik ist die Schlüsselbranche für alle Technologien und der Innovationstreiber von der Umwelttechnik bis zur Raumfahrt. Unsere Branche genießt zum Beispiel in China einen besonderen Stellenwert: Sensorik und Messtechnik boomen dort. Die chinesische Regierung baut die fortschrittlichen Technologien aus, stärkt die Entwicklung und fördert sehr aktiv Startups durch finanzielle und strukturelle Unterstützung. Für den Innovationsstandort Deutschland-Österreich-Schweiz ist eine breite Fachkompetenz und mehr Förderung auf der politischen Ebene notwendig. Diese aktuelle Situation sollte bei uns in Europa optimiert werden: Dazu gehören zum Beispiel die Stärkung der Resilienz von Lieferketten, die Sicherung strategischer Unabhängigkeit, mehr Wettbewerbsfähigkeit auf der wirtschaftlichen Weltbühne und durchaus mehr Fachkräfte, die der Branche für Sensorik und Messtechnik und dem Wachstum förderlich sind. Angesichts der vielfältigen aktuellen Herausforderungen sollen sich schließlich nach drei Jahren die Unsicherheiten auflösen, interessante Projekte kommen und die Stabilität zurückkehren. (agry)

Kontakt

AMA Verband für Sensorik und Messtechnik e.V.

Sophie-Charlotten-Str. 15
14059 Berlin

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