Das Igus-Gründerpaar feiert 90. Geburtstag
Günter und Margret Blase legten 1964 gemeinsam den Grundstein des Unternehmens
Wenn Günter Blase an seinem 90. Geburtstag wie an vielen Tagen im Jahr zu Igus fährt, kann der Firmengründer aktuell den Baufortschritt des neuen Firmen-Gebäudes an der B8 direkt sehen. Der Neubau entsteht neben dem Hauptsitz in Köln Porz-Lind, von Weitem sichtbar durch die markanten gelben Pylonen. Igus entwickelt und produziert hier Hochleistungskunststoffe für bewegte Anwendungen. Die Tribopolymere machen überall auf der Welt bewegliche Teile schmierfrei, leise und leicht – in Theaterbühnen, Mountainbikes oder Büromöbeln, ebenso wie in Offshorebohrinseln, Krananlagen, Schiffen und Weltraum-Raketen. 1965, ein Jahr nach der Gründung, war daran allerdings noch nicht zu denken als die ersten Produkte in einer 55 Quadratmeter großen Garage in Köln-Mühlheim entstanden. Günter Blase hatte schon früh das Potenzial von Kunststoff erkannt und wie durch den Spritzguss eine Rationalisierung in der Industrie möglich ist. So entschied er nach acht Jahren Festanstellung in einem Unternehmen der Kunststoff-Branche sich selbständig zu machen. Seine Frau Margret, die im April diesen Jahres ebenfalls ihren 90. Geburtstag feierte, unterstützte diese Idee. Als selbstständige Steuerbevollmächtigte übernahm sie zusätzlich die Buchhaltung und Finanzen der neuen Firma, während sich Günter Blase auf die Produktion fokussierte. Sechs Jahre lang produzierte igus aus dieser Garage heraus, als reiner Auftragsfertiger für wenige Industriekunden.
„Wir müssen uns stets auf minus 50 und plus 50 Prozent einstellen“
56 Jahre später steht anlässlich der 90. Geburtstage des Gründerpaars ein Nachbau genau dieser Garage vor dem 90.000 Quadratmeter großen vom Architekten Sir Nicholas Grimshaw 1994 konzipierten Igus Fabrikcampus. Im Innenraum des Nachbaus sind einige Meilensteine der Firmen-Historie zu sehen, so zum Beispiel die erste Spritzgussmaschine. Vieles hat sich seitdem verändert: das Portfolio umfasst inzwischen 200.000 Teile ab Lager und reicht von online berechenbaren Energiekettensystemen mit Garantie über intelligente 3D-gedruckte Sonderteile bis hin zu Roboterkomponenten für eine günstigen Einstieg in die Automatisierung. Die mehr als 4.500 Mitarbeiter in 35 Filialen weltweit sorgen täglich dafür, dass Kunden mit den Produkten ihre Technik verbessern und Kosten sparen können. Dabei beherzigt man bis heute eine Maxime von Günter Blase, und sie ist aktueller denn je: „Wir müssen uns stets auf minus 50 und plus 50 Prozent einstellen“. Und so sorgt der frühzeitige Ausbau der Kapazitäten von Maschinen und Rohstofflagern während der Pandemie gegenwärtig in einer Phase der rasanten wirtschaftlichen Erholung immer noch für vergleichsweise schnelle Lieferzeiten. Mit dem Fabrikneubau soll diese Entwicklung in Zukunft weiter vorangetrieben werden. Ein Projekt, das der architekturbegeisterte Günter Blase bis heute aktiv mitbegleitet.