Hubsäulensysteme für weltweit ersten höhen- verstellbaren Fügetisch
09.12.2024 - Steuerungssoftware erleichtert Installation, Betrieb und Wartung von synchron verfahrbaren Hubsäulensystemen
Leo Feinwerktechnik hat weltweit den ersten höhenverstellbaren Fügetisch für die Spiralsiebproduktion gebaut – zwölf Meter lang und 1,5 Meter breit. Für die Höhenverstellung sorgen insgesamt 22 Hubsäulen, die synchron verfahren werden können. Sie passen die Tischhöhe im Bereich von 850 bis 1.050 Millimetern innerhalb weniger Sekunden an die Körpergröße des jeweiligen Werkers an.
Damit aus Holzfasern, Altpapier und Wasser neues Papier wird, sind zahlreiche Fertigungs- und Veredlungsschritte erforderlich. Ein entscheidender Vorgang am Ende des Prozesses ist die Trocknung der noch feuchten Papierbahn durch Heißluft. Dazu liegen die Bahnen auf mehrere Meter breiten Transportsieben. Diese Siebe bestehen aus einzelnen Kunststoffspiralen, die auf einer Fügemaschine mit Steckdrähten zunächst zu einzelnen Siebsegmenten und diese dann zu einem beliebig langen Spiralsieb verbunden werden. Anschließend erfolgt die Thermofixierung des Siebs auf einem Kalander.
Ein führender Hersteller von Kunststoffspiralen sowie Wickel-, Füge- und Füllmaschinen für die Spiralsiebfertigung ist das Unternehmen Leo Feinwerktechnik (Leo) aus dem hessischen Dietzenbach. Der Familienbetrieb ist auf die Fertigung kundenspezifischer Einzelmaschinen und Kleinstserien spezialisiert. „Typischerweise ordern unsere Kunden nicht nur eine Maschine, sondern komplette Fertigungsstraßen inklusive Materialbereitstellung. Der Kunde profitiert in diesem Fall davon, dass alle Maschinen präzise aufeinander und das zu verarbeitende Material abgestimmt sind“, erklärt Martin Leo, Geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens.
Premiere: höhenverstellbarer Fügetisch
Die Tische der Fügemaschinen von Leo setzen sich aus identischen drei Meter langen und rund 950 Millimeter hohen Tischsektionen zusammen. Diese werden je nach Bedarf des Kunden beziehungsweise je nach Siebbreite zu sechs, neun oder zwölf Meter langen Fügetischen gekoppelt. „Für den Transport zum Kunden zerlegen wir die Maschinen dann wieder in die einzelnen Segmente. Das erleichtert den Transport ganz wesentlich“, so Martin Leo. Sein jüngstes Projekt ist eine Weltpremiere: eine Fügemaschine mit einem höhenverstellbaren Tisch. Auftraggeber der Maschine ist ein niederländischer Kunde, dem viel an der Gesundheit seiner Mitarbeiter gelegen ist. Der Tisch selbst ist zwölf Meter lang und 1,5 Meter breit. Der Output der Maschine liegt bei rund 30 bis 35 Quadratmeter Spiralsieb pro Stunde.
22 elektrische Hubsäulen
Für die Höhenverstellung des Fügetisches sorgen insgesamt 22 Hubsäulen vom Typ
RK Powerlift M für Druckbelastungen bis 3.000 Newton und Zugbelastungen bis 1.500 Newton, die synchron verfahren werden können. Sie passen die Tischhöhe im Bereich von 850 bis 1.050 Millimetern innerhalb weniger Sekunden an die Körpergröße des jeweiligen Werkers an. Lieferant der Hubelemente und der Steuerungen ist RK Rose+Krieger, auf die Martin Leo durch eine Internetrecherche stieß. Das mittelständische Unternehmen aus Minden ist spezialisiert auf die Entwicklung und Realisierung von Komponenten für die Linear-, Verbindungs- und Profiltechnik sowie Systemlösungen für Automatisierungs- und Produktionsanwendungen. „Die leistungsstarken Powerlift-M-Hubsäulen von RK Rose+Krieger sind sehr stylisch. Anders als andere Produkte auf dem Markt benötigen sie keine Verkleidung, sondern können so verbaut werden, wie sie geliefert werden“, so Martin Leo. Weiterhin überzeugt haben das unkomplizierte Handling sowie die überschaubaren Kosten.
Um Verspannungen und damit Funktionsstörungen durch unebene Böden zu vermeiden, verbaute Leo zudem bei allen Hubsäulen das Syncflex-System von Rose+Krieger. Die speziellen Adapterplatten gleichen Höhendifferenzen durch einen Vertikalausgleich in der Z-Achse aus.
Konfiguration individueller Steuerungsprofile
Insgesamt acht Antriebssteuerungen vom Typ RK MultiControl II duo regeln den Hubsäulenverbund des Fügetisches von Leo. Dabei kontrolliert jeweils eine Steuerung zwei bis vier Hubelemente. Die Synchronisierung übernimmt ein integrierter Synchronisationsbus. Die Bedienung erfolgt über die eigens entwickelte RKX-Software. Die Software erleichtert den Anwendern der RK MultiControl II die Konfiguration individueller Steuerungsprofile und gestattet deren Speicherung. „Mit der Standardversion der RK MultiControl II lassen sich acht Steuerungen und bis zu 32 Hubsäulen – vier pro Steuerung – miteinander vernetzen“, erklärt Daniel Prenzel, der für Leo Feinwerktechnik zuständige Servicemitarbeiter von RK Rose+Krieger. Die Bedienung beziehungsweise Navigation durch die Menüstruktur der Steuerung erfolgt dabei über PC oder Laptop. Dafür sorgen unter anderem die übersichtliche Gestaltung der Bedienoberfläche und konkrete Hilfestellungen wie Erklärungsvideos. Zu den zahlreichen individuellen Einstellungsmöglichkeiten gehören dabei unter anderem das Antriebsgruppenmanagement, die relative und absolute Positionierung sowie eine integrierte Kollisionserkennung.
RK Rose+Krieger konfiguriert die Software nach den individuellen Anforderungen der Kunden. Diese können dann auch eigenständig zusätzliche Einstellungen vornehmen und als Profile abspeichern. Die Profile lassen sich jederzeit abrufen und müssen nicht mehr an jeder Steuerung händisch eingegeben werden, wodurch eine mögliche Fehlerquelle eliminiert werden kann.
Daten in Echtzeit und auf Knopfdruck
Gegenüber vergleichbaren Lösungen zeichnet sich RKX durch zwei grundlegende Vorteile aus: Die Software zeigt Motorströme und weitere Betriebsparameter in Echtzeit an – selbst in Bussystemen mit bis zu 32 Antrieben. Auf diese Weise können Verspannungen und andere Unregelmäßigkeiten im System unmittelbar erkannt und frühzeitig eliminiert werden. Aufwändige Messarbeiten wie das Anklemmen von Strommessdosen an jedem Antrieb lassen sich somit reduzieren. RKX liefert alle Daten für das Gesamtsystem auf Knopfdruck. Noch mehr Komfort bietet die Möglichkeit, Serviceeinsätze überall auf der Welt per digitaler Fernwartung vom RK Servicepersonal durchführen zu lassen – abhängig von der Internetverfügbarkeit und Regularien im Betrieb. „Der Fügetisch, der in China steht, könnte von Minden aus in der Höhe verfahren werden – beispielsweise um Blockaden zu lösen“, erklärt Daniel Prenzel. Auch das anschließende Neuinitialisieren der Hubsäule(n) und das Hochfahren des Systems kann der Servicetechniker aus der Ferne übernehmen. Typisch ist allerdings das Auslesen und Exportieren von Service- und Fehlerhistorien sowie Motorströmen. Dabei gibt die Auswertung der Ströme in der Regel bereits Hinweise auf die mögliche Fehlerursache. Auf diese Weise können die Anwender der Höhenverstellung langfristige Probleme identifizieren und abstellen, was zu einer Verlängerung der Lebensdauer seines Gesamtsystems führt.
Von diesen Features profitieren insbesondere Maschinenhersteller wie Leo Feinwerktechnik. „Der höhenverstellbare Fügetisch ist eine Neuentwicklung. Vieles mussten wir ausprobieren. Die Steuerungssoftware von RK Rose+Krieger half uns nicht nur bei der Montage, sondern auch dabei, die Schwachstellen in der Konstruktion zu erkennen und zu beheben“, so Martin Leo. Dabei hatte er den höhenverstellbaren Fügetisch zunächst ohne die RKX-Steuerung geplant. Doch je mehr Hubsäulen montiert wurden, desto häufiger kam es zu Störungen, obwohl die Belastungsgrenze rein rechnerisch noch gar nicht erreicht war. „Als die Servicetechniker von RK Rose+Krieger zu Hilfe kamen, brachten sie die neue Steuerungssoftware mit und stellten fest, dass die erforderliche Anfangsenergie, um die Säulen in Bewegung zu setzen, über der Belastungsgrenze lag. Ohne RKX wären wir nie darauf gekommen“, so Martin Leo. Zudem erleichterte die Steuerung bei der Montage das präzise aufeinander abgestimmte Verfahren der einzelnen Hubsäulen des Fügetisches.
Ein weiterer Vorteil für Maschinenbauer wie Martin Leo: Baut er in Zukunft einen baugleichen höhenverstellbaren Fügetisch, kann er die mit RKX gespeicherte Konfiguration des ersten Tisches ganz einfach auf das neue System übertragen. Geht es nicht um einen baugleichen, sondern um einen ähnlichen Tisch, kann die gespeicherte Konfiguration mit der neuen Software schnell und einfach angepasst werden.
Autor
Björn Riechers, Geschäftsführer