„Die Installationstechnik entscheidet über den Erfolg des Bildverarbeitungssystems“
06.12.2023 - Interview mit Simon Knapp, Solution Manager Machine Vision bei Murrelektronik
Welchen Beitrag und Einfluss die Installationstechnik hat, um die Bildverarbeitung auch in komplexe oder weit verzweigte Anlagen zu implementieren, erklärt Simon Knapp, Solution Manager Machine Vision bei Murrelektronik. Er geht dabei unter anderem ein auf das Sparpotenzial von Standardkomponenten anstelle individueller Lösungen sowie auf die Vorteile von dezentralen Installationskonzepten.
inspect: Welche Ansatzpunkte sehen Sie bei Murrelektronik für die Bildverarbeitung?
Simon Knapp: Als Connectivity-Experte kommen wir von der Installation. Unabhängig von der Art der Sensoren sind da zwei zentrale Themen: Daten- und Signalübertragung sowie Spannungsversorgung in einem dezentralen Umfeld. Es geht also darum, Sensorik und Aktorik effizient und wirtschaftlich zu einem System zu vereinen, um eine verlässliche Daten- und Signalkommunikation sowie Energieversorgung zu gewährleisten.
Warum nimmt Murrelektronik die Bildverarbeitung in den Fokus?
Nach unserer Erfahrung aus vielen Kundenprojekten liegt in der systematischen Installationstechnik Potenzial, das nicht selten darüber entscheidet, ob und mit welchem Erfolg Bildverarbeitung eingeführt oder ausgebaut wird. Murrelektronik geht es dabei um die Weiterentwicklung von der kameraspezifischen 1:1-Installation hin zu Standardkomponenten mit Steckverbindern – mit dem Ergebnis eines deutlich reduzierten Installationsaufwands. Hier können wir als Systemlösungslieferant mit einem großen Portfolio unsere Trümpfe ausspielen. Dazu haben wir in Dezentralisierungsprojekten bei Kunden mit Bildverarbeitungssystemen aktuelle Installationstechniken analysiert und konsequent optimiert und so die Installation maßgeblich vereinfacht. Dieses Know-how offerieren wir nun Herstellern von Kamera- und Lichttechnik sowie Integratoren und unterstützen sie so.
Welchen Stellenwert hat die Bildverarbeitung für Murrelektronik?
Aus Sicht der Installationstechnik einen großen. Denn mit den entsprechenden dezentralen Konzepten lassen sich hier sehr schnell Optimierungspotenziale heben. Standardkomponenten – Stichwort Plug and Play – reduzieren Konstruktions-, Konzeptions- und Installationsaufwände deutlich. So lassen sich Projekte schneller realisieren. Wir sehen einen großen Markt, was die Bedarfe an die Digitalisierung, Kostenreduktion und eine höhere Entwicklungsgeschwindigkeit für Maschinen und Anlagen angeht.
Welchen Vorteil haben Integratoren und Anwender, wenn sie auf Komponenten von Murrelektronik setzen?
Zum einen ist da unser hohes kundenspezifisches Wissen, das auf eine eigene Entwicklung und Fertigung trifft. So können wir als echter Systemlösungspartner auftreten, bei dem Installationssystem und Produkte aufeinander abgestimmt sind. Unsere Machine-Vision-Installationslösungen sind modular aufgebaut. Sie bieten die Möglichkeit, industrielle Bildverarbeitung nicht nur bei der Entwicklung neuer Maschinen und Anlagen in einem dezentralen Installationskonzept zu integrieren, sondern auch in bestehende Systemarchitekturen einzubinden. Unser dezentrales Installationskonzept hat den unschlagbaren Vorteil, dass wir unseren Kunden die zeitaufwändige und teure Installation im Schaltschrank ersparen.
Sie schreiben „Murrelektronik vereinfacht die industrielle BV“. Was genau ist damit gemeint?
Aktuell sehen wir in Schaltschränken eine 1:1-Verdrahtung: Auflegen, Aufklemmen – viele manuelle Tätigkeiten von Fachkräften. Zudem arbeitet jeder Hersteller mit eigens gewähltem Steckverbinder und Pinbild. Das Ergebnis sind individuelle Verdrahtungspläne oder kameraspezifische Anschlussboxen. Wir möchten mit unserem Systemansatz die verwendeten Produkte und somit Schnittstellen harmonisieren, die Planung für die Konstruktion vereinfachen, Schaltschrankkosten reduzieren im Sinne von weniger Abwärme, geringerer Größe oder mechanischer Bearbeitung des Schaltschranks. Mit unserer Expertise in der dezentralen und Bus-verbundenen Installationstechnik soll am Ende nur noch der sprichwörtliche letzte Meter zum Sensor oder zur Beleuchtung spezifisch sein. Das spart Konstruktionskosten, weil wir auf Standardisierung und Wiederverwertbarkeit setzen.
Gibt es konkrete Anwendungen, die Sie fokussieren?
Wir fokussieren uns nicht auf einzelne Applikationen, sondern passen unsere Installationslösung an die Aufgabe an. Eine Beispielanwendung in der Logistik mit dezentraler Spannungsverteilung und Kommunikation ist die Paketidentifizierung. Also das Scannen von Barcodes oder vom Ausgangstor sowie das Bestimmen der Paketgröße.