Automatisierung

„Nachhaltigkeit umfasst die Vermeidung von Verschwendung aller Art“

Im Interview: Arndt Neues, Team Manager Key Account Food

27.05.2022 - Arndt Neues, Team Manager Key Account Food, Commodity, Pharma, spricht über den Stellenwert von Nachhaltigkeit bei Omron und der Industrie im Allgemeinen sowie den Umgang mit neuen Verpackungsmaterialien.

Welchen Stellenwert nimmt Nachhaltigkeit aktuell im Anlagen- und Maschinenbau respektive der Automatisierung ein?

Arndt Neues: Nachhaltigkeit als Trend ist stark mit Änderungen der Erwartungen und des Verhaltens der Endverbraucher sowie mit verschärften gesetzlichen Regularien verbunden. Bei produzierenden Unternehmen geht das Thema stets Hand in Hand mit dem Bestreben nach höherer Produktionseffizienz bei steigender Flexibilität. Auf Anlagen- und Maschinenebene zeigt sich: Was für die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen gut ist, etwa die Echtzeitüberwachung auf Maschinen­ebene, steigert auch die Gesamteffizienz und damit letztlich die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Wird so etwa die Stabilität des Siegelprozesses im Verpackungsprozess verbessert, sinken auch die Kosten für Verpackungsfolien, da es bei Verwendung von dünneren und ergo günstigeren Folien zu weniger Störungen kommt. Das Thema Nachhaltigkeit kann und sollte also nie isoliert betrachtet oder gar als lästige Pflicht abgetan werden.

Wie nachhaltig produziert respektive handelt Omron heute?

Bereits in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts prägte der Omron-Gründer Kazuma Tateishi das Unternehmensmotto We work for the benefit of society. Dies ist bis heute zentrales Element in der Führung des Unternehmens. Hierbei orientiert sich Omron auch an der 2015 verabschiedeten Agenda 2030 der Unesco zu den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen. Diese Unternehmenskultur zieht sich durch alle Ebenen, was auch durch verschiedene Auszeichnungen wie beispielsweise EcoVadis-Rating Gold dokumentiert wird. Zur Beurteilung der Nachhaltigkeit werden unter anderem die Produkte des Unternehmens, Ratings, CO2-Abdruck, Risikomanagement, Lieferantenmanagement und Produktionsmanagement herangezogen. Bei der Omron-Gruppe wird demzufolge der Umfang des Umweltbeitrags aus direkten Auswirkungen der Produkte selbst sowie den indirekten Auswirkungen durch die Nutzung von Produkten oder Dienstleistungen bei unseren Kunden berücksichtigt.

Welche Anforderung hat der Anwender, was fordert der Endverbraucher? 

Endverbraucher wünschen sich umweltschonende Verpackungen und weniger Plastikmüll. Tatsächlich gibt es aber beim Verpacken und Transport von Lebensmitteln und anderen Konsumgütern (F&C) häufig keine wirkliche Alternative zu Kunststoff, die hygienischer, sicherer, effizienter und bezahlbar ist. Unternehmen und Entscheider müssen dringend Wege finden, Nachhaltigkeit und Umweltschutz voranzutreiben und trotzdem ihre Waren und Behälter zuverlässig und sicher zu verpacken. Smarte Verpackungslinien, innovative Robotik, technologische Neuerungen und KI können hierbei unterstützen.

Und wie kann der Maschinenbau auf neue Verpackungsmaterialien reagieren?

Bei Änderungen der Materialzusammensetzung muss unbedingt analysiert werden, ob beispielsweise Schlauchbeutelmaschinen den Durchsatz und die Spannungskontrolle noch aufrechterhalten, ohne die Leistung oder Qualität des Endprodukts zu beeinträchtigen. Nur durch eine genaue Überwachung und Steuerung der Folie wird ein Produkt hergestellt, das die Spezifikation erfüllt und Falten und Dehnungen vermeidet und damit nachgelagerte Prozesse negativ beeinflusst.

Welche Automatisierungslösungen bietet Omron für Anlagen, auf denen nachhaltigere Verpackungsmaterialien verarbeitet werden? 

Mit seiner integrativen und umfassenden Technologieplattform i-automation, begleitet durch unterschiedliche weltweit verfügbare Services, bietet Omron ein zugeschnittenes Leistungsspektrum für alle Herausforderungen beim Formen, Versiegeln, Einwickeln und Handling.

Was, wenn sich Verpackungsmaterialien ­weiterentwickeln – können die Maschinen diesen Trends ohne hohen finanziellen Aufwand folgen?

Seitens der Automatisierungstechnik ist das Potenzial gegeben, auch künftigen Materialien gerecht zu werden und damit zukunftsfähig zu sein. Fairerweise muss man aber auch sagen, das wir hier stets von systemischen Ansätzen reden. Das heißt: Die neuen Materialien müssten prinzipiell mit dem gleichen physikalischen Verfahren verarbeitbar und die Mechanik der Maschine für die Anforderungen geeignet sein. Wenn dies zusammentrifft, dann bleibt auch der finanzielle Aufwand im Rahmen. 

Automatisierungslösungen ermöglichen, schneller, flexibler und wirtschaftlicher zu produzieren – doch dabei verbrauchen sie jede Menge Energie. Wie wirken Ihre Produkte einem hohen Energieverbrauch entgegen?

Entscheidend ist auch hier, dass die Lösungen individuell für den jeweiligen Zielkunden angepasst werden. Ein Beispiel ist die Umstellung der Schlauchbeutel-Verpackungungsmaschine der Firma Martini auf die Omron-Sysmac-Technologie. Dieses integrative Automatisierungskonzept ermöglicht die Selbstoptimierung auf neue Folienmaterialien. Dadurch lässt sich eine ausschussreduzierte und stabile Produktion umsetzen, bei der gegenüber der zuvor verwendeten Technologie 30 Prozent Energie eingespart werden. Dass dabei die Geschwindigkeit um zehn Prozent erhöht werden konnte, zeigt das Potenzial von Omron Sysmac für die Produktion mit nachhaltigen Materialien.

Welche Rolle spielt KI beim Thema Green Automation? 

Um mehrere Variablen in Echtzeit überwachen zu können, darunter Materialdicke, Kontaktzeit, Temperaturen und mehr, benötigt der Hersteller eine Automatisierungslösung, die alle anwendbaren Daten über gängige Kommunikationsmethoden „at the edge“ (auf Maschinen­ebene) sammeln kann. Zudem ist eine Einrichtung zur gemeinsamen Nutzung und Visualisierung erforderlich. Künftig wird immer mehr KI in eine Steuerung eingebettet sein, sodass die Entwicklung zunehmend in Richtung selbstoptimierender Maschinen geht.

Wie sieht Ihrer Meinung nach eine wirklich nachhaltige Produktion aus?

Nachhaltigkeit umfasst die Vermeidung von Verschwendung aller Art, und die Digitalisierung ist ein Schlüssel für eine neuartige Produktion, die das ermöglicht. Bei Verschwendung müssen wir an Ressourcen wie Materialien, Zeit und Personal denken, aber auch an die Ineffizienz bei Prozessen wie der Vermeidung von Ausschuss, Verringerung des Energieverbrauchs, Vermeidung von Stillstandzeiten und optimiertes Wartungsmanagement. Zur Erreichung von Nachhaltigkeit müssen alle Faktoren, die auf die genannten Bereiche einwirken, ganzheitlich betrachtet werden. Dazu zählen das Verschmelzen von IT und Automatisierung, die Prozessoptimierung und nicht zuletzt die Einbeziehung von Personen in der kollaborativen Produktionsumgebung einer vernetzten Fabrik. Deshalb sieht Omron das Thema Digitalisierung als Lösungs- und nicht als Produktthema. (agry)

Kontakt

Omron Electronics GmbH

Elisabeth-Selbert-Straße 17
40764 Langenfeld
Deutschland

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