Fliegende Ballons setzen Filmsets in Szene
Steckverbinder, Anschluss- und Steuerleitungen für mit Helium gefüllte Leuchtballons
Eigentlich ist Fabian Friedrich gelernter Zimmermann. Er hatte einen guten Draht zum Studio Babelsberg, für das er für Filmproduktionen im In- und Ausland viele Kulissen baute. Die Idee für seine Firma kam ihm, als bei einem Filmdreh in den 1990er Jahren erstmals ein mit Helium gefüllter Leuchtballon einer französischen Firma die Filmkulisse nachts ausleuchtete. „Das war zur damaligen Zeit eine gänzlich neue Art der Beleuchtung von großen Flächen in der Nacht. Endlich wurde das Licht entfesselt und eine große selbstleuchtende Fläche konnte über dem Set schweben“, erzählt Fabian Friedrich. Eine Methode, die immer mehr Kamerafrauen und Kameramänner begeisterte, denn bisher mussten zur Ausleuchtung schwerfällige Kräne und Steiger verwendet werden.
Fabian Friedrich kaufte daher in Frankreich einen gebrauchten Helium-Ballon. 2001 gründete er sein Unternehmen und startete mit dem Verleih. Weil aber Ersatzteile aus Frankreich teuer waren und die Anforderungen an die Lichtleistung bei den Filmproduktionen stetig stiegen, fing er 2006 mit seinem Elektriker an, selbst Leuchtballons für die Filmsets zu entwickeln. Dabei mussten alle Komponenten möglichst leicht sein – auch die Steckverbinder. „Wir benötigten einen möglichst kleinen, leichten Stecker, der hohe Strombelastung ermöglicht und mit dem Ballon mitfliegen kann. Mein Elektriker kannte Lapp. Die Beratung durch den lokalen Applikationsingenieur von Lapp verlief unkompliziert und wir wurden schnell fündig“, so Fabian Friedrich. Die Wahl fiel auf den Industriesteckverbinder Epic Power LS1 (Environmental Protected Industrial Connector), der robust gegen Schläge und Umwelteinflüsse ist. Seither ist Fabian Friedrich den Verbindungslösungen von Lapp treu geblieben.
70 unterschiedliche Steuereinheiten mit Kabeln und Steckern für die Plug&Play-Installation
Je nach Anforderung können die Leuchtballons 10 bis 80 Meter hochsteigen. Sie bestehen aus einer heliumdichten und lichtdurchlässigen Spezialbeschichtung. Innen befindet sich die elektrische Einheit mit dem Leuchtmittel. Eine Kunststoffplatte am „Südpol“, das heißt unten, schließt alles hermetisch ab. Dort ist auch der Epic-Power-LS1-Stecker integriert. Für die zuverlässige Verbindung nach unten sorgen Ölflex Robust 210 Anschluss- und Steuerleitungen, die 220 Volt oder aber auch Starkstrom mit 380 Volt übertragen.
Fabian Friedrich und sein Team entwickeln und fertigen ihre Helium-Ballone nach den jeweiligen Anforderungen am Filmset wie Beleuchtungshöhe, Lichtleistung und Lichtfarbe. Da jeder Kubikmeter Helium einen Auftrieb von 1,1145 kg erzeugt, muss stets genau gerecht werden. Das heißt: Das Gewicht jeder Komponente für den Ballon – von der lichtdurchlässigen Spezialbeschichtung für die Hülle über den Leuchtkörper bis zur Platine und zum Steckverbinder – muss einkalkuliert werden. Allein die Kunststoffhüllen sind je nach Anforderung für sechs bis 81 Kubikmeter Helium konzipiert. „Bei uns zählt jedes Gramm“, bringt es Fabian Friedrich auf den Punkt. Schließlich muss auch die Windlast beachtet werden. Die Ballons müssen garantiert bei Wind oben bleiben. Sie sind bis Windstärke vier zugelassen. Deshalb werden am Filmset regelmäßig die aktuellen Winddaten von benachbarten Flughäfen abgerufen.
Mittlerweile verfügt die Firma blberlin über rund 70 verschiedene Ballon-Varianten und ebenso viele unterschiedliche Steuereinheiten mit Kabeln und Steckern, die quasi Plug&Play in den Ballons installiert werden können. So ist durch die flexible Kombination der Ballone und Steuereinheiten meist eine passgenaue Lösung griffbereit. Je nach Anforderung können sie im Kunstlicht,- Tageslicht- und Mischlicht-Bereich eingesetzt werden und erfüllen Lichtleistungen bis 50.000 Watt.
Entwicklung eines Prototyps für die kenianische Filmkulisse
Den bislang interessantesten Auftrag hatte Fabian Friedrich vor einigen Jahren am Lake Turkana in Kenia, wo zweieinhalb Monate ein Film über Kindersoldaten gedreht wurde. Die Berliner hatten speziell für diesen Film einen Helium-Ballon mit 5,5 Metern Durchmesser und 42.000 Watt Leistung konstruiert. Er musste in 80 Metern Höhe über der Uferlandschaft schweben. „Hierfür haben wir einen eigenen Prototyp entwickelt und nach Nairobi verschifft. Wir hatten nur Zeit, um ihn einmal zu testen, aber Gott sei Dank hat alles funktioniert“, erzählt Fabian Friedrich. Mit den Filmstars kommt der Unternehmer selten in Kontakt – höchstens zufällig. Am Filmset zu „Operation Walküre“ in Berlin stand einmal Tom Cruise neben ihm. „Ich hab’s gar nicht wahrgenommen, meine Frau machte mich später darauf aufmerksam“, erzählt Fabian Friedrich schmunzelnd.
Ausleuchtung von Sportereignissen, G7 Gipfel & Co.
blberlin arbeitet vor allem mit der europäischen Filmbranche zusammen. Nach den Filmballons für Nachtübertragungen kam die wirkungsvolle, schnelle und stromsparende Ausleuchtung von Blue- oder Greenscreens hinzu. Auch für Außenübertragung bei Sportereignissen, gerade im unwegsamen Gelände, Skilanglauf, Abfahrt und Biathlon kommen die Ballone vermehrt zum Einsatz. Selbst bei einem G7 Gipfel schwebten 2015 mit Obama-Porträts bedruckte Ballons als Kunstprojekt über dem bayerischen Himmel.
Kompakte Steckverbinder für LED-Ballons
Fabian Friedrich blickt optimistisch in die Zukunft. „Anfangs, während der Pandemie, kam das Geschäft nahezu komplett zum Stillstand. Aber es hat sich alles schnell wieder normalisiert. Unser Team ist immer weit weg vom Set und auch im Shutdown waren die Filme wieder gefragt wie nie.“ Vergangenen Juni hat sein Unternehmen in blberlin UG umfirmiert und ein Partner kam hinzu. Das Unternehmen hat große Pläne. „Wir wollen in fünf Jahren Marktführer für Film-Ballons in Deutschland sein“, so Fabian Friedrich selbstbewusst und betont, dass er nur mit hochwertigem Material arbeitet, das viele Jahre hält. Aktuell entwickelt das Team neuartige LED-Ballons, bei denen die Steckverbinder noch kompakter sein müssen. „Auch hierfür werden wir eine maßgeschneiderte Lösung austüfteln“, so Joachim Strobel, Produktmanager für Epic-Steckverbinder bei Lapp.
Autor
Irmgard Nille, freie Journalistin im Auftrag von Lapp