Buchtipp "Mehr als Reichtum" von Robert Velten
06.09.2018 -
Der Wiley-Verlag hat vor einiger Zeit das Buch "Mehr als Reichtum - Wie Sie nie mehr finanzielle Sorgen haben und langfristig Vermögen aufbauen" von Robert Velten vorgestellt. Das Buch ist immer noch zu haben (zum Beispiel hier) - und gibt gute Tipps zum Thema.
Hier nun eine Leseprobe:
Wir haben alle Zeit der Welt. Genug, um sie an allen Ecken und Enden zu verschwenden. Genug, um Sie mit gedankenlosen Gewohnheiten zu füllen. Genug sogar, um sie an einen ungeliebten Job zu verkaufen. Es ist ja unsere Zeit und sie währt fast ewig. Das glauben wir solange, wie es uns gutgeht. Bis SIE vor eines Tages uns steht: die Diagnose einer unheilbaren Krankheit. Die Nachricht, vorgetragen in einer sanften Stimme, dass jemand, den wir lieben, sterben wird. Die Realität, die uns in aller Strenge klarmacht: Es ist anders, als wir dachten. Die Zeit, die uns angeblich gehört, existiert gar nicht. Der Augenblick allein ist kostbar.
Doch was machen wir mit der uns geschenkten Zeit? Wir teilen sie in zwei Hälften: Die eine verkaufen wir und die andere behalten wir für uns. Was wir verkaufen ist das, was wir eigentlich nicht ohne Gegenleistung tun wollen. Wir machen es nur, um etwas anderes dafür zu erhalten. Wir arbeiten zum Beispiel für Geld. Geld brauchen wir ja auch. Wozu? Natürlich um zu leben, um die andere Hälfte unserer Zeit nutzen zu können.
Diese andere Hälfte, die sogenannte Freizeit – also die Zeit, von der wir glauben, dass sie uns wirklich gehört –, ist besonders teuer. Wir füllen sie häufig mit Einkäufen, Hobbys, Urlauben und anderen kostenintensiven Dingen. In dieser Zeit geben wir das Geld aus, dass wir in der anderen Hälfte verdienen. Wir zahlen Hotels, Möbel und alle möglichen Angebote. Wir lassen uns ganz gemächlich in Restaurants bedienen. Wir nehmen einen Drink an der Bar und essen Popcorn im Kino. Kurz: Das Leben ist schön, kostet aber Geld.
Manchmal finden wir etwas, das für uns mehr als nur Spaß ist. Eine Sache die uns begeistert, für die wir all unsere Zeit hingeben würden. Wir empfinden Sinn. Zum Beispiel wenn wir an einer Sache forschen, wenn wir verliebt sind, uns um unsere Familie kümmern oder um Menschen in Not. Der Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi nennt das besonders intensive Erleben, das wir dabei empfinden können „Flow“. Aber auch diese Zeit müssen wir leider finanzieren. Und womit? Mit Geld natürlich. Mit Geld, das wir uns mit der anderen Hälfte unserer Zeit erkaufen. Also eigentlich mit Zeit. Das heißt: Wir verbrauchen die eine Hälfte unserer Zeit, um die andere Hälfte zu gewinnen. Aus 100% geschenkter Zeit wird so eine gekaufte und eine verkaufte Hälfte.
Goethe könnte jetzt sagen: „Was Du ererbt von Deinen Vorfahren, erwirb es, um es zu besitzen.“ Ist das nicht eigentlich absurd?
Was aber, wenn wir das notwendige Geld auch anders verdienen könnten? Gibt es etwas anderes, was wir einsetzen könnten, als unsere Zeit? Ja, das gibt es. Geld selbst zum Beispiel. Geld allein kann mehr Geld schaffen, wenn es gut investiert wird. Das nützt sogar der Wirtschaft und es gibt viele Techniken, die mehr bringen als der übliche minimale Zins. Aber dazu muss man erst mal Geld haben und wenn man keines hat, Wege finden, es zu beschaffen. Wer seine Talente effektiv einsetzt, kann in weniger Zeit mehr Geld verdienen, als zuvor. Wer dieses Geld dann einsetzt, ohne die zahlreichen Fehler zu machen, die dabei möglich sind, braucht fortan nicht mehr seine Zeit zu verkaufen, um an Geld zu kommen.
Außerdem gibt es noch andere Möglichkeiten: Wir könnten doch versuchen, unsere Zeit gleichzeitig für verschiedene Dinge einzusetzen. Auch unsere Freizeit ist ja eine Verschwendung, wenn wir sie nur dafür hingeben, uns durch möglichst viel Spaß von der Arbeit zu erholen. Denn oft ist die Freizeit einfach zu kurz, um etwas zu finden, das uns wirklich ausfüllt. „Flow“ ist eher die Ausnahme. Stattdessen hat uns die Arbeit bereits ermüdet und unsere Freizeit plätschert an uns vorbei. Wir verbringen sie mit wenig fordernden Dingen oder vor dem Fernseher.
Überlegen wir mal, wie wir unsere Zeit noch strukturieren könnten. Wir können uns zum Beispiel weiterbilden, um einen besseren Job zu bekommen oder um ein erfolgreicheres Geschäft zu führen. Das hieße unsere Kapazität ausbauen. Aber das muss nicht in Form eines Zertifikates oder eines Hochschulstudiums sein. Wir können auch ein Buch lesen, das uns weiterbringt, oder lehrreiche Erfahrungen machen, die für uns auch ansonsten sinnvoll sind. Damit hätten wir die Zeit schon doppelt genutzt. Für unser künftiges Erwerbsvermögen und für uns selbst. Wir sind frei.
„Aber ich muss meine Bachelor-Arbeit schreiben.“ Das denken derzeit Millionen von Studenten. Steve Jobs hat das nicht gedacht. Er gründete stattdessen Apple.
Betrachten wir die Zeit mehrdimensionaler. Statt einer einzigen Frage (Pflicht oder Freizeit?), stellen wir uns zwei Fragen: 1) Geht es uns bei dem, was wir gerade machen um den unmittelbaren Ertrag oder um weitreichendere Ziele? 2) Haben wir dabei eher eine monetäre oder eine ideelle Motivationen?
Daraus ergeben sich dann vier Quadranten: Im ersten geht es um schnelles Geld, zum Beispiel durch Arbeit. Im zweiten Quadranten befindet sich die auf unmittelbaren Genuss gerichtete Zeitverwendungsart. Geht es darum, mit der Zeit Kapazitäten für mehr Geld aufzubauen, wäre das in Quadrant 3 der Fall. Alle anderen Tätigkeiten im Quadrant 4 „Sinn“ haben eine andere Bedeutung für den, der sie ausführt – jenseits von Geld und Genuss. Dieses Vier-Quadranten-Modell eignet sich besser als die herkömmliche Spaltung von Arbeit und Freizeit, um darüber nachzudenken, wie wir unsere Zeit nutzen.
Denn das Schöne ist: Wir können jetzt einen Großteil unserer Zeit so gestalten, dass eine Tätigkeit die Eigenschaften mehrerer Quadranten zugleich erfüllt. Zum Beispiel indem wir einen Job machen, der uns weiterbringt und Spaß macht. Oder indem wir umgekehrt das, was uns begeistert und an dem wir Spaß haben, ohne Rücksicht auf Geld, so gut machen, dass wir damit letztlich doch Geld verdienen. Mir fallen aus dem Stehgreif dutzende Menschen ein, die das gemacht haben. Menschen, die sie alle kennen. Aber würde es Sie motivieren zu hören, dass Leute wie Reinhold Messner und Paul McCartney dazugehören? Sie denken dann vielleicht: Das können die – aber ich doch nicht. Wirklich nicht? Ich sage: Auch Sie haben Talente, die Sie entfalten können. Sie finden sie in den oberen beiden Quadranten. Wenn es auch nicht große Berge sind oder wunderbare Songs – es gibt viele Dinge, die Sie tun können. Viele Menschen machen aus ihrer speziellen Leidenschaft ein Verdienst. Der Surfer, der aus Leidenschaft für seinen Sport eine Kamera entwickelt, die ihn auf dem Wasser filmt oder die Großmutter, die auf einmal nicht nur Ihren Enkeln Märchen vorliest, sondern gleich ein Hörbuch aufnimmt und es auf Amazon verkauft. Das Paar mit der Leidenschaft fürs Schöne, das ein Café aufmacht. Der Koch, der ein Buch schreibt. Die Studentin, die Yogakurse anbietet. Bei mir war es meine Vorliebe für Zahlen, die mich ein Aktienauswahlsystem hat entwickeln lassen. Selbst wenn Sie schon einen Job haben, der Sie rund um die Uhr fordert, gibt es unzählige Möglichkeiten mehrere sinnvolle Dinge miteinander zu kombinieren. Fahren Sie mit dem Fahrrad zur Arbeit und nehmen Sie es als Sport. Anstatt offizielle „Elternzeit“ vereinbaren Sie individuell, einen Teil Ihrer Arbeit mit nach Hause zu nehmen, oder telefonieren Sie bei einem Spaziergang in der Sonne. Wenn Sie können, lassen Sie Ihr Geld für sich arbeiten oder verdienen ab sofort nur noch Geld mit Tätigkeiten, bei denen Sie zugleich etwas lernen. In jedem Fall: Brechen Sie aus dem Arbeit-Freizeitschema aus. Seien Sie mutig. Denn noch ist es Ihre Zeit. Und Ihr Leben.