Siebenstellige Finanzierung für Roboter-Betriebssystem

16.01.2019 -

Das Stuttgarter Startup drag&bot ermöglicht mit der gleichnamigen Software die Programmierung von Industrierobotern ohne Entwicklerkenntnisse. Das Spin-Off des Fraunhofer IPA hat nun eine Seed-Finanzierungsrunde im siebenstelligen Bereich abgeschlossen.

Eines der größten Hindernisse für die Anschaffung von Industrierobotern im produzierenden Mittelstand sind – neben der hohen Investitionskosten – meist die fehlenden Fachkräfte für die Inbetriebnahme und Programmierung von Robotern. Das Unternehmen drag&bot hat am Fraunhofer IPA, einer der weltweit führenden Forschungseinrichtungen im Bereich Produktionstechnik und Automatisierung, ein Betriebssystem für Industrieroboter entwickelt, mit dem sich via Drag-and-Drop aus verschiedenen Bausteinen Roboterprogramme zusammensetzen lassen. „Mit drag&bot wird die Roboterprogrammierung so einfach wie die Bedienung eines Smartphones“, erklärt Martin Naumann, Gründer und Geschäftsführer von drag&bot. Für die weitere Entwicklung der Software hat das Startup nun eine Finanzierung im niedrigen siebenstelligen Bereich erhalten. Angeführt wurde die Finanzierungsrunde von Speedinvest Industry, einem auf Industrial Tech spezialisierten VC aus Wien, sowie weiteren strategischen Partnern. „Wir sehen in drag&bot eine große Chance, Roboter für neue Anwendungsbereiche in der Industrie zugänglich zu machen und damit einen wesentlichen Schritt in der Digitalisierung der industriellen Fertigung voranzukommen“, erklärt Heinrich Gröller, Partner bei Speedinvest.

Einfache Roboterprogrammierung via Drag-and-Drop-Prinzip

Roboterprogrammierung so einfach wie die Bedienung eines Smartphones – das ist drag&bot. Mit der intuitiven Software können Industrieroboter ohne IT-Know-how instruiert werden. Die Funktionsabläufe werden zunächst in der Cloud-Lösung nach dem Drag-and-Drop-Prinzip zusammengefügt. Bei der Parametrisierung der einzelnen Funktionsblöcke unterstützen verschiedene Bedien- und Eingabehilfen, sogenannte Wizards. Der Nutzer führt zum Beispiel den Roboterarm per Handführung, Teach Pendant oder über die Navigation im System an die gewünschte Position, das Bewegungsmuster erkennt und übernimmt der Wizard anschließend automatisch. Die häufigsten Tätigkeiten von Robotern mit drag&bot sind das Handling von Teilen, die Palettierung von Werkstücken und das Be- oder Entladen von Maschinen.

Auch komplexere Anwendungen wie  beispielsweise Schrauben, Klipsen von Kabeln oder das Fügen von Zahnrädern sind mit den bereits verfügbaren Zusatzmodulen problemlos möglich. Für Roboterapplikationen, die eine intelligente Bildverarbeitung benötigen, stehen Schnittstellen zu gängigen Smartcams und etablierten Software-Produkten zur Verfügung. Eine der größten Stärken von drag&bot ist es, dass auch Kunden und Partner selbst die Software dynamisch erweitern und so an ihre Anforderungen anpassen können. Die programmierten Funktionsabläufe können auf Wunsch über die Cloud mit anderen Mitarbeitern und Produktionsstandorten geteilt werden. Die Software funktioniert unabhängig von der jeweiligen Roboter-Hardware und unterstützt derzeit unter anderem ABB, Kuka, Fanuc, Denso und Universal Robots – an weiteren Kompatibilitäten wird bereits gearbeitet.

Flexibler Einsatz von Robotern ist für den Mittelstand essentiell

Bisher greifen Unternehmen für die Programmierung von Industrierobotern  häufig auf teure, externe Dienstleister zurück. Darum konnten Industrieroboter bisher vor allem für monotone Aufgaben mit sehr hohen Stückzahlen kosteneffizient eingesetzt werden – wie beispielsweise in der Automobilbranche. Sie bestellt aktuell noch 40 Prozent aller Industrieroboter weltweit und setzt sie vorwiegend für die Automatisierung in der Linienfertigung ein. Kleine und mittlere Unternehmen müssen, damit sich die Anschaffung lohnt, den Industrieroboter flexibler einsetzen können. Mit der einfachen Roboterprogrammierung von drag&bot können Automatisierungslösungen ohne spezifisches Fachwissen und in deutlich kürzerer Zeit an die individuellen Bedürfnisse von produzierenden Unternehmen angepasst werden. Damit wird es möglich, dass Roboterzellen beispielsweise am Nachmittag eine andere Tätigkeit ausführen als noch am Morgen.

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