Automatisierung

Energieführungen für Krananlagen und lange Verfahrwege

26.05.2015 -

Peter Pütz, Key Account Manager und verantwortlich für das Business Development bei Tsubaki Kabelschlepp, erklärt uns, worauf man bei Energieführungsketten im Bereich Krane und lange Verfahrwege achten muss und warum die Wahl einer Energieführung immer eine Frage der Applikation ist.

Welche Branchen im Bereich Mobile Automation/Equipment haben Sie in Ihren Fokus gerückt?
Peter Pütz: Wir sind in der Branche der mobilen Energieführung dafür bekannt, auch Herausforderungen jenseits des Tagesgeschäfts anzunehmen, und so haben wir uns sozusagen zum Problemlöser im Projektbereich etabliert. Die so gewonnenen Erfahrungen lassen sich auf alle Bereiche transferieren, so auch auf die Bereiche der Krane und langen Verfahrwege. Die zunehmende Zahl an Anfragen aus diesen Bereichen hat uns dann dazu veranlasst, unser Augenmerk verstärkt auf diese Branche zu richten. Das bedeutet im Detail, dass Tsubaki Kabelschlepp sein Spezialisten-Team in diesem Bereich deutlich verstärkt hat - sowohl von der technischen als auch von der vertrieblichen Seite.

Welche Forderungen stellen Krananlagen mit ihren immer höheren Taktungen und Fahrgeschwindigkeiten an die eingesetzten Energieführungen?
Peter Pütz: Das Anforderungsspektrum an moderne Krananlagen wird immer komplexer. Hohe Standzeiten und eine lückenlose Verfügbarkeit bei maximalen Belastungen stehen dabei im Vordergrund. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, bedarf es Systemkomponenten, die den Belastungen in gleichem Maß standhalten wie das Gesamtsystem selbst. Der Kran muss dann zur Verfügung stehen, wenn er gebraucht wird. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Seehafen-Containerbrücke oder um einen Knüppelkran im Stahlwerk handelt. Unerwartete Ausfallzeiten sind nicht akzeptabel und verursachen hohe Kosten. Eine wichtige Komponente in diesem komplexen System ist die Energieführung für die Kran- und Katzfahrt. Ohne ein Energieführungssystem, das den steigenden Anforderungen gerecht wird, ist ein sicherer und störungsfreier Kranbetrieb nicht möglich.

Durch welche Details in der Konstruktion unterscheiden sich Ihre Energieführungsketten denn von Produkten anderer Anbieter?
Peter Pütz: In erster Linie richten wir unsere Entwicklungsarbeit an den Bedürfnissen und Anforderungen unserer Kunden aus. Die an uns gestellten Aufgaben sind die Vorgaben zur optimalen Systemauslegung. Ist diese dann gelöst, ergeben sich daraus dann die Vorteile gegenüber Produkten anderer Anbieter. So sind wir mit einem vielfältig zu variierenden Baukasten-System bei unseren M-Serien immer in der Lage, die richtige Kette für den gestellten Anwendungsfall auszulegen. Kommt zum Beispiel eine Anfrage aus einem Heavy-Duty-Bereich, so können wir den Anforderungen entsprechend reagieren.

Eine Kette mit doppelt verschraubten Aluminium-Öffnungsstegen zum Beispiel wird den gestellten rauen Anforderungen eher gerecht als ein ausschließlich zusammengestecktes System komplett aus Kunststoff. Oder eine System-Führungsrinne mit verstärkten Montagewinkeln, bei denen bewusst auf Schweißnähte verzichtet wird. Hier hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass Schweißnähte bei hohen Anlagenvibrationen eine Schwachstelle darstellen können.

Die detaillierte Betrachtung der Anwendung durch unser Spezialisten-Team, die Kombination aus Baukastensystemen und anwendungsspezifischen Teilen bieten Flexibilität und Systemsicherheit für unsere Kunden und so ergibt sich sicherlich der eine oder andere Vorteil gegenüber Produkten unserer Wettbewerber.

Was sind weitere Details (zum Beispiel Service, etc.), warum sich ein Kunde für Tsubaki Kabelschlepp entscheiden sollte?
Peter Pütz: Als Systemanbieter wollen wir unseren Kunden ein hohes Maß an Serviceleistungen bieten. Vom ersten Besuch bis hin zum Final Check begleiten wir unsere Projekte und letztlich auch unsere Kunden. Die Nähe zur Aufgabenstellung und auch die Professionalität bei der Ausarbeitung lassen ein Vertrauensverhältnis entstehen, das wir bei unserer Arbeit als die Basis für sehr gute Projektarbeit empfinden. Das spüren auch unsere Kunden, denen wir ein Gefühl des „hier bin ich richtig" vermitteln möchten.

An Serviceleistungen umfasst das die komplette Bandbreite: Projektmanagement, Engineering, begleitende QS-Maßnahmen, umfangreiche Dokumentationen, Supervision oder komplette Montage, Final Check und auch Wartungen/Inspektionen. Wir bieten hier ein Spektrum, das bei allen Projekten für ein „Rundum-Sorglos-Gefühl" bei unseren Kunden sorgt.

Zum Final Check zählt unter anderem auch der Testlauf Ihrer Produkte, wie sie Kabelschlepp zum Beispiel auf seiner Outdoor-Testanlage durchführen kann. Welche Eigenschaften können hier geprüft werden?
Peter Pütz: Tsubaki Kabelschlepp testet sämtliche Systeme und Komponenten bis zur Marktreife. Aus diesem Grund befindet sich auf unserem Firmengelände eine vollautomatische Testeinrichtung für Krananwendungen, die in diesem Marktsegment einzigartig ist. Zwei unabhängig voneinander nutzbare Außen-Teststrecken mit Verfahrwegslängen von mehr als 100 m erlauben realitätsnahe Versuchsreihen bei Geschwindigkeiten von bis zu 5 m/s - rund um die Uhr an sieben Tagen der Woche. Speziell programmierte „Kranzyklen" unter realen Wetterbedingungen spiegeln dabei eine realitätsnahe Situation wider.

Alle weiteren notwendigen Kurz- und Langzeittests werden im hauseigenen Versuchslabor durchgeführt. Dabei wird jede Energieführungskette und jedes Kabel vor der Freigabe strengsten Versuchsreihen unterzogen. Durch die Kombination ihrer Erfahrung aus den Feld-Installationen mit realitätsnahen Tests sind die Ingenieure in der Lage, anwendungsspezifische und sichere Systeme auszulegen und zu entwickeln.

„Rollen statt gleiten" - von welchen Vorteilen profitiert der Anwender bei Ihren Energieführungen noch?
Peter Pütz:
Energieführungsketten mit Rollen haben sich im Bereich des Großkranbaus in den vergangenen Jahren etabliert und stellen somit eigentlich keine Neuerung mehr dar. Tsubaki Kabelschlepp hat jedoch mit seiner Roller Supported Chain (kurz RSC) die nächste Evolutionsstufe dieser Energieführungsform entwickelt:

• ein 100 Prozent rollendes System, bei dem es zu keinerlei Verschleiß an den Gleitflächen kommt,
• 90 Prozent geringere Zug-/Schubkräfte gegenüber gleitenden Systemen auf Verfahrwegslängen ab 50 m,
• dadurch deutlich reduzierter Verschleiß in den Bolzen-/Bohrungsverbindungen der Kette,
• das verschleißbedingte Auslängen der Kette wird durch ein einfaches Positioniersystem ausgeschlossen, wodurch mechanische Belastungen für die Kabel entfallen,
• und letztlich eine einfache Wartung durch einfache Zugänglichkeit aller Komponenten. Das bedeutet unter anderem, dass sämtliche Rollen zu jedem Zeitpunkt inspiziert werden können, ohne dass die Kette dafür angehoben werden muss.

Diese Vorteile entstanden zum einen durch Kundenanforderungen und zum anderen durch eine genaue Analyse der bereits auf dem Markt existierenden Produkte.

Standard- oder Sonderlösungen - was ist bei Krananlagen gefragt?
Peter Pütz: Das richtet sich immer nach dem Krantyp. Ein Standardhallenkran sollte schon aus preislichen Gründen mit Standardteilen zu lösen sein. Betrachtet man aber zum Beispiel eine Containerbrücke, so ist ein ausgewogenes Maß aus lagerhaltigen Baukastenteilen und auf die Anforderung zugeschnittenen Sonderteilen der richtige Weg. Wie bereits beschrieben, kann dabei eine Kette aus unserer M-Serie, die wir in fast unzähligen Varianten ausführen können, in Kombination mit einem speziell konstruierten Führungskanal die richtige Lösung darstellen. Letztlich liefern die Rahmenbedingungen, die bei jedem Anwendungsfall betrachtet werden, die entsprechenden Parameter, die dann zur Auswahl der Komponenten führen. Aufgrund einer ständig steigenden Anzahl von bereits gelösten Anwendungen wird der Umfang der tatsächlichen Sonderlösungen jedoch immer geringer.

Was war denn rückblickend Ihr bislang beeindruckendstes Projekt, das Sie im Bereich Krananalgen realisiert haben?
Peter Pütz: Es gibt immer wieder Highlights, wie beispielsweise ein Offshore-Kran-Schiff, für das wir die Drehbewegung des Krans mittels einer Stahlenergiekette gelöst haben. Allein die Masse des Gesamtsystems ist mit rund 14 t recht beeindruckend. Oder der Umbau einer Containerbrücke in einem Hafen Deutschlands, bei der schwierige Montageverhältnisse berücksichtigt werden mussten.

Bitte geben Sie abschließend noch einen kurzen Einblick in Ihre Entwicklungsschwerpunkte im Bereich Energieführungen. Welche Rolle spielen zum Beispiel Hochleistungskunststoffe?
Peter Pütz: Moderne Kunststoffe spielen bei uns eine große Rolle. Hier hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel getan, sodass man heute in der Lage ist, Anwendungen problemlos mit Kunststoffketten zu lösen, bei denen man vor einigen Jahren noch Bedenken gehabt hätte. Aufgrund unseres großen Portfolios im Bereich der Energieführungsketten sind wir aber auch in der Lage, Dinge realistisch zu betrachten. Eine Kunststoffenergiekette in unmittelbarer Nähe von glühenden Stahlbrammen gelangt zum Beispiel schnell an ihre Grenzen. Tsubaki Kabelschlepp kann dann als Erfinder der Stahlenergieführungskette auf entsprechende Produkte aus Stahl zurückgreifen.

 

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