Fünf Tipps für eine erfolgreiche & authentische Bewerbung
26.04.2023 - Wie Sie Arbeitgeber von sich überzeugen und erkennen, dass Sie zusammenpassen
Wie bewerbe ich mich richtig? Worauf soll ich bei meiner Bewerbung achten? Wie hebe ich mich positiv von anderen Bewerbern ab? Mit diesen und ähnlichen Fragen kommen Menschen zu mir ins Bewerbungs-Coaching. Dabei sollte man meinen, dass Arbeitgeber sich in Zeiten von Fachkräftemangel freuen, wenn sie überhaupt Bewerbungen erhalten. Doch so einfach ist es nicht. Denn die Erwartungen der Arbeitgeber sind hoch.
Gewissenhaft, sorgfältig und korrekt
Selbst wenn sich dieser erste Tipp in den meisten Bewerbungsratgebern wiederfindet, möchte ich dennoch darauf hinweisen. Zum einen, weil Personaler in Umfragen diesen Punkt als häufigsten Mangel in Bewerbungsunterlagen sehen. Zum anderen geht es um Glaubwürdigkeit. Nur wer eine fehlerfreie Bewerbung abgibt, wird tatsächlich als gewissenhaft und sorgfältig erachtet.
Insbesondere geht es um Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung, doch auch die Formatierung und grundlegende Aspekte eines Geschäftsbriefes nach DIN 5008 sollten beachtet werden. Wichtig ist zudem die korrekte Ansprache der zuständigen Personen beim Arbeitgeber, ein aktuelles Datum sowie die Unterschrift auf Lebenslauf und Anschreiben.
Lückenloser Lebenslauf
Das Bewerbungsanschreiben verursacht wohl den meisten Bewerbern Kopfschmerzen oder gar schlaflose Nächte. Nicht wenige suchen sich gerade hierbei die Unterstützung von Bewerbungs-Coaches. Dabei ist das Anschreiben gar nicht das wichtigste Dokument für die Personaler. Stattdessen ziehen laut einer Studie von Staufenbiel/Kienbaum rund 75 Prozent der deutschen Arbeitgeber bei der ersten Sichtung der Bewerbungsunterlagen den Lebenslauf vor. Denn hier finden sich schneller Anhaltspunkte für die Eignung eines Kandidaten: Zahlen, Daten, Fakten in Form von Qualifikation, Ausbildung/Studium, Berufserfahrung, Sprach- und IT-Kenntnisse. Und neben den konkreten Zeiträumen mit Monats- und Jahresangaben sollten auch Details zum Inhalt einer Ausbildung oder die einzelnen Aufgaben mit der übernommenen Verantwortung eines Jobs zu finden sein. Gerne können auch konkrete Erfolge aufgeführt werden. Mit diesen Angaben ist die fachliche Eignung recht schnell geklärt. Bei mangelnder Übereinstimmung mit dem Jobprofil wird die Bewerbung zur Seite gelegt.
Der Lebenslauf ist somit weit mehr als nur eine biografische Auflistung. Es könnte fast als das neue Deckblatt bezeichnet werden. Jenes wird bei Online-Bewerbungen übrigens seltener verwendet. Ihr Bewerbungsfoto findet einen guten Platz im Lebenslauf und rundet die Bewerbung ab. Und von wenigen Arbeitgebern abgesehen wird ein professionelles Foto durchaus geschätzt.
Damit Personaler Ihre Jobeignung auf Anhieb erkennen können, gehen Sie am besten bereits auf der ersten Seite des Lebenslaufs auf Ihre Qualifikation – also jobrelevante Bildung wie Studium, Ausbildung oder Weiterbildung – sowie Ihre Berufserfahrung ein. Alle Positionen sind in jeder Rubrik jeweils chronologisch rückwärts sortiert. Sie beginnen daher mit den aktuellen Positionen. Ihr Lebenslauf sollte zeitlich lückenlos sein, zumindest ab dem höchsten Schulabschluss. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, auch mal eine Bewerbungsphase zwischen zwei Jobs oder nach einer Ausbildung anzugeben.
Mit Persönlichkeit punkten
Zur Feststellung Ihrer persönlichen Eignung geht es um die Kommunikation entscheidender persönlicher Eigenschaften, den Soft Skills. Über in Deutschland grundsätzlich erwartete Eigenschaften wie Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit müssen Sie keine Worte verlieren – das zeigen Sie bereits mit fehlerfreien Bewerbungsunterlagen.
Ein Irrtum kursiert seit langer Zeit unter Bewerbern: Sie müssten sich nur bestmöglich verkaufen. Sicherlich geht es bei der Bewerbung um Werbung. Doch welches Produkt überzeugt uns letzten Endes? Jenes, das hält, was es verspricht. Wer sich selbst jedoch in den höchsten Tönen lobt, kann tief fallen. Ehrlich währt daher am längsten. Wer sich offen und ehrlich zeigt, baut leichter Vertrauen auf.
Wie schon gesagt, geht es heutzutage stärker um eine persönliche Passung als früher. Ob eine Person zum Unternehmen und zum Team passt, lässt sich am besten beurteilen, wenn beide mit offenen Karten spielen. Übrigens darf durchaus auch der Bewerber im Prozess des Kennenlernens für sich feststellen, dass es nicht passt – und sich gegen den Job entscheiden. Es gilt daher, mit größtmöglicher Offenheit und Transparenz aufzutreten.
Bewerbungsanschreiben mit inhaltlichem Mehrwert
Wie bereits erwähnt sind die meisten Anschreiben nicht besonders aussagekräftig. Das lässt sich jedoch ändern. Führt der Lebenslauf den Personalern die fachliche Eignung von Bewerbern vor Augen, benötigt es keine Wiederholung im Anschreiben, was Ihre Aufgaben waren oder was Sie gelernt haben. Vielmehr geht es nun um das Wie, Ihre Art und Weise zu arbeiten oder Probleme zu lösen.
Die persönliche Eignung lässt sich zum Beispiel in den Soft Skills oder individuellen Stärken einer Person erkennen. Damit diese glaubwürdig formuliert sind, empfehle ich das Storytelling. Hierbei handelt es sich um die beschreibende Darstellung eines erreichten Erfolges. Anhand der Erläuterung der Zielstellung, der Herausforderung, der persönlichen Herangehensweise, der Handlungsschritte und des nachvollziehbaren Erfolgs lässt sich auf entsprechende Stärken des Bewerbers schließen.
Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt sollte im Bewerbungsanschreiben die Jobmotivation sein. Wie eingangs betont, ist die Motivation eines Mitarbeiters wesentliche Voraussetzung eines stetigen, erfolgreichen Lernprozesses. Dabei geht es um mehr als die Einarbeitung in ein neues Arbeitsfeld. In einer Welt, die sich ständig und immer schneller wandelt, ist lebenslanges Lernen überlebenswichtig. Manche Berufsbilder sterben, während neue entstehen – in einer Geschwindigkeit, dass nicht einmal die Konzeption neuer Studiengänge Schritt halten kann.
Dass ein Mitarbeiter intrinsische Motivation für einen Job mitbringt, also aus sich heraus genau diese Arbeit machen will, ist entscheidend für den Erfolg – vom Unternehmen und auch vom Mitarbeiter selbst. Schlagzeilen wie die Great Resignation machen klar, dass insbesondere gut ausgebildete Fachkräfte nicht mehr nur nach Geld und Anerkennung streben. Eine innere Verbindung zur Aufgabe, zu den Zielen und auch zum Arbeitgeber mit seinen Dienstleistungen oder Produkten will gespürt werden – Stichwort Purpose.
Und eben diese persönliche und individuell sehr unterschiedliche Motivation sollte im Bewerbungsanschreiben formuliert werden. Dabei kommt es auf den Inhalt an – nicht auf die Formulierung. Schließlich geht es gerade in technischen Berufen zumeist nicht um Lyrik oder Wortakrobatik.
Souverän ins Vorstellungsgespräch
Haben Sie es mit Ihrer Bewerbung ins Vorstellungsgespräch geschafft, bestehen vielleicht weitere Unsicherheiten oder gar Ängste. Diese entstehen zumeist aus einer inneren Haltung heraus, als Bewerber etwas falsch machen zu können. Daher möchte ich betonen, dass es heute mehr denn je um ein persönliches Kennenlernen auf Augenhöhe geht. Wenn Sie authentisch auftreten und sich somit selbst vertreten, können Sie nichts falsch machen.
Natürlich ergibt es Sinn, für ein gutes, wertschätzendes Gespräch vorab möglichst viel über den potenziell neuen Arbeitgeber in Erfahrung zu bringen, zu wissen, vor welchen Herausforderungen das Unternehmen steht und wie Sie es dabei unterstützen können. Auch Ihre Gesprächspartner sollten Sie vorab recherchieren. Übrigens dürfen auch Sie gerne Fragen zum Vorstellungsgespräch mitbringen. Das zeigt Ihr ernst gemeintes Interesse.
Vorab-Gespräch
Wie bewirbt man sich denn heute? Möglichst erfolgreich! Es lohnt sich durchaus, die klassischen Bewerbungswege zu verlassen. Aus meiner Erfahrung als Bewerbungs-Coach empfehle ich die Kontaktaufnahme vor dem Versenden der Bewerbungsunterlagen. Ein Vorabgespräch mit dem Personaler oder – noch besser – mit Fachvorgesetzten kann wichtige Zusatzinfos liefern und eine positive Erinnerung an Sie beim Gesprächspartner hinterlassen. Das liefert dann auch gleich die perfekte Einleitung Ihres Bewerbungsanschreibens. Inzwischen bieten Arbeitgeber in ihren Stellenangeboten sogar aktiv ein solches Telefonat an.
Zum Autor
Christian B. Rahe-Helmerichs ist seit über 10 Jahren Bewerbungscoach und hat schon mehr als 3.000 Menschen bei ihrer sinnvollen beruflichen Neuorientierung begleitet. Er ist Autor des Buches Ehrlich Bewerben und bietet seine Expertise und Ideen auch auf seinem YouTube-Kanal an. Da sich mittlerweile Arbeitgeber bei potenziellen Mitarbeitern bewerben müssen, unterstützt Rahe-Helmerichs auch kleinere, mittelständische Unternehmen bei der authentischen Kommunikation ihrer Arbeitgebermarke und der Personalgewinnung. Mehr über ihn lesen Sie hier.