Flüssigkristalle: Grundlage für LCD-Schirme
13.07.2012 -
Flüssigkristalle: Grundlage für LCD-Schirme. Erfinder haben nicht immer das Glück, dass man ihre Entdeckung auch gleich benötigt - manchmal dauert es einige Zeit, bis sich eine Idee durchsetzt. Ein Beispiel dafür ist Otto Lehmann, der bereits 1904 in einer Arbeit Möglichkeiten aufzeigte, wie man Flüssigkristalle zur Darstellung von Inhalten verwenden kann. Allerdings starb der Erfinder und Wissenschaftler, ohne zu erleben, wie seine Technik die Welt erobert. Denn heute bilden die Flüssigkristalle die Grundlage für die LCD-Schirme, die nicht nur in der Unterhaltungsindustrie, sondern vor allem in der Automation eine wichtige Rolle spielen.
Sämtliche modernen Visualisierungssysteme nutzen diese Technik, um Steuerungen oder Messergebnisse auf dem Schirm anzuzeigen. Bemerkenswert ist, dass die Grundlagen für die Kathodenstrahlröhre, die in jedem CRT-Monitor arbeitet und bis zum Ende des 20. Jahrhunderts die Visualisierungssysteme dominierte, fast zeitgleich entwickelt wurde: Karl Ferdinand Braun stellte sie 1897 in seinen Arbeiten vor. Doch während Lehmann nicht weiter an den Flüssigkristallen forschte, machte Braun weiter und konnte Anfang des 20. Jahrhundert sogar schon Geräte präsentieren, die Bilder zeigten.
Manfred von Ardenne entwickelte diese Technik schließlich bis zum modernen Fernseher weiter, der die Grundlage der CRT-Monitore bildete, die heute noch vereinzelt in den Büros ihren Dienst tun. Die LCD-Technik wiederum lag brach, erst in den späten Fünfzigern nahm man die Forschung wieder auf - und erkannte das Potential der neuen Technik, die heute die Röhre abgelöst hat. Ohne die LCD-Technik wäre vieles nicht möglich: Die Bilder von der Fußball-WM bräuchte man nicht hoch auflösend übertragen, denn die Röhren könnten sie ohne hin nicht darstellen. Die Gebäudeautomation würde immer noch in den Kinderschuhen stecken - denn flache Touchpanels in den Wänden würden dann etwas tiefer reichen als nur sieben Zentimeter. Und Messgeräte mit integriertem Schirm wären wesentlich größer und bei weitem nicht so mobil, wie sie es heute sind. Denn den großen Vorteil der LCD- Technik, die flache Bauweise, erreicht eine Röhre aufgrund existierender physikalischer Grenzen nicht.
Deswegen ist es manchmal gar keine schlechte Idee, sich ein paar alte Veröffentlichungen anzusehen und zu prüfen, ob man nicht mit heutigen Möglichkeiten mehr aus ihnen machen kann. Denn auch wenn sie hundert, fünfhundert oder sogar tausend Jahre brach liegen - die wahren Vorteile kann man zu jedem Zeitpunkt neu entdecken. Was in den letzten zehn Jahren im Bereich der Messtechnik und Automation passiert ist, darüber haben wir berichtet - und sicher auch so manche Erfindung erwähnt, die noch nicht umgesetzt wurde. Das wird auch in Zukunft so sein. Deswegen lohnt es sich sicher, die MESSTEC & Automation in einem netten Sammelordner aufzubewahren - und ab und an mal in den älteren Ausgaben zu blättern. Denn eins ist sicher: Über Otto Lehmann und seine Idee hätten wir berichtet.
Und nun viel Spaß
beim Lesen!
Ihr Andreas Grösslein