Was mit Kunststoff geht, geht auch mit Schokolade
20.10.2023 - Der 3D-Druck hält Einzug in die häusliche Backstube
Einen Schriftzug oder eine Verzierung aus Schokolade herzustellen erfordert meist viel Übung, Zeit und Geduld. Ein Start-Up aus Freising machte sich den 3D-Druck zunutze und entwickelte nach ihrem Schokodrucker für die Profiküche jetzt auch einen für Privathaushalte.
Die additive Fertigung, besser bekannt unter den Begriff 3D-Druck, ist längst in der Lebensmittelindustrie angekommen. Meeresfrüchte, Fleischersatzprodukte, ja sogar die Nudeln eines renommierten, italienischen Pastaherstellers verdanken ihre präzise und originelle Form mittlerweile diesem Verfahren [1]. Das bayerische Unternehmen Print4Taste erkannte, dass vor allem in der Patisserie der Bedarf hoch ist, Lebensmittel kreativ und personalisiert zu gestalten. Schnell identifizierte es die Schokolade als Lebensmittel, die in Form von individuellen Ornamenten und Hohlformen die Konditoren, Bäcker und Meister Chocolatiers begeistert. Im Juni 2020 brachten sie ihren ersten 3D-Schokodrucker für Profis, Pro-Cusini 5.0, auf den Markt.
Hobbybäckerinnen und Hobbybäcker als neue Zielgruppe
Doch nicht nur für Profis in der Gastronomie ist ein 3D-SchokoDrucker interessant, sondern vor allem auch für die stetig wachsende Zahl an Hobbybäckerinnen und Hobbybäckern. Die Antwort von Print4Taste auf den Wunsch des backenden Endverbrauchers nach einem Schokodrucker für die eigene Küche war Mycusini. Mit einer Standfläche von 24 x 23 cm feierte der kleine Ableger des Profi-Druckers im November 2021 seine Markteinführung.
Kunst in Schichtarbeit
Wie auch sein großer Bruder, basiert Mycusini auf dem sogenannten Fused-Deposition-Modeling-Verfahren, das vor allem in der additiven Fertigung mit Kunststoff angewandt wird. Beim Drucken mit Kunststoff wird als Ausgangsmaterial ein Filament, das heißt, ein dünner Faden aus Kunststoff genutzt, der durch einen Extruder in das sogenannte Hotend geschoben und geschmolzen. Schichtweise wird der flüssige Kunststoff auf einem Druckbett aufeinandergesetzt [2]. Entscheidend ist, dass der Kunststoff relativ schnell abkühlt und fest wird. Wird die nächste warme Kunststoffschicht aufgetragen, schmilzt die untere wieder leicht an und die Schichten verbinden sich. Beim Erhärten wird so die gewünschte Form beibehalten. [3].
Beim Schokodrucker ist der Rohstoff eine circa 10 cm lange „Schokostange“ der Mycusini 3D Refill. Mit dem mitgelieferten Cutter schneidet man die Stange in der Mitte durch und steckt eine Hälfte in die Edelstahlkartusche. Die Schokolade schmilzt nun beim Aufheizen. Während der Steppermotor beginnt, sich der gewünschten Form entsprechend zu bewegen, wird die geschmolzene Schokolade durch eine Düse extrudiert. Schicht für Schicht wird ein dünner Schokoladenfaden aufgetragen und das dreidimensionale Kunstwerk entsteht. So lassen sich kleine Hohlkörper für Pralinen, Logos und Textbotschaften in verschiedenen Styles realisieren. Auf der mitgelieferten SD-Karte sind bereits unzählige Vorlagen vorhanden, der Anwender kann aber auch eigene Vorlagen erstellen. Wichtig war den Herstellern vor allem, dass der heimische Drucker „flüsterleise“ ist. Daher statteten sie den Schokodrucker mit einem Super-Silent-Treiber aus. Die Edelstahlkartusche ist spülmaschinenfest oder lässt sich mit einer kleinen Bürste reinigen.
Konsistenz und Temperatur sind entscheidend
Aufgrund ihrer hohen Viskosität ist Schokolade nicht ganz einfach zu verarbeiten. Normalerweise muss Schokolade vor ihrer Verarbeitung temperiert, das heißt, gleichmäßig erwärmt und auf eine kontrollierte Temperatur gebracht werden, um Glanz und den richtigen „Knack“ zu gewährleisten. Um diesen Effekt auch ohne Temperieren zu erreichen, haben die Macher von Mycusini ihre Schoko-Refills mit einer Fettglasur versehen. Die Schokolade wird beim Erkalten schnell fest, besteht den „Knack-Test“ und hat einen schönen Glanz. Die Refills gibt es in verschiedenen Schokoladensorten und Farben. Das Abstimmen von Temperatur, Geschwindigkeit und Schichthöhe wurden bei der Entwicklung des Druckers genau an die Konsistenz der Schokolade engeglichen. „Tausende von Druckversuchen in den letzten fünf Jahren waren hierzu nötig“, so Gerd Funk, CEO von Print4Taste.
Leicht verständliche Software
Für das Bedienen des Druckers sind keine Softwarekenntnisse notwendig. Auf dem Display wird der Anwender durch das Programm geführt, über das Einsetzen und Befüllen der Kartusche, das Auswählen der Objekte bis hin zur Anzeige der verbleibenden Aufheizzeit. Die Software des Mycusini wird kontinuierlich erweitert. Als Anwender hat man kostenlosen Zugang zu Updates und Verbesserungen.
Autorin
Sybille Lepper, Technical Editor, messtec drives Automation
Quellen
[1] 3D Natives, die Online-Medienplattform rund um den 3D-Druck: Top 12 Ranking: 3D-Drucker für Lebensmittel und 3D-Gadgets für die Küche. [abgerufen am 20.10.2023]
[2] 3D-Druck: Aus Erfahrungen lernen: Was macht der Extruder im 3D-Drucker? [abgerufen am 20.10.2023]
[3] 3D erleben: Fused Filament Fabrication (FFF). [abgerufen am 20.10.2023]
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