Leoni strukturiert um
23.03.2016 -
Leoni, der führende europäische Anbieter von Kabeln und Kabelsystemen für die Automobilbranche und weitere Industrien, konnte seinen Umsatz 2015 deutlich steigern und lag mit 4,5 Mrd. Euro rund 10 Prozent über dem Wert des Vorjahres. 5,5 Prozent des Zuwachses gelangen aus eigener Kraft, wobei sowohl die Automobilbranche als auch zahlreiche Industriebereiche für eine erhöhte Nachfrage sorgten. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ging allerdings auf 151,3 Mio. Euro zurück (Vorjahr: 182,5 Mio. Euro). Hauptgrund waren außerplanmäßig hohe Aufwendungen bei Neuprojekten des Unternehmensbereichs Wiring Systems im dritten und vierten Quartal. Zudem enthält dieser Wert einen Einmaleffekt von 19,6 Mio. Euro aus einem anteiligen Werksverkauf. Der Konzernüberschuss beträgt 77,3 Mio. Euro (Vorjahr: 115,1 Mio. Euro). Leoni beabsichtigt, eine Dividende von 1,00 Euro (Vorjahr: 1,20 Euro) pro Aktie auszuschütten. Um die Profitabilität langfristig zu steigern, hat der Konzern ein umfangreiches Maßnahmenpaket entwickelt, dessen Umsetzung bereits begonnen hat.
„2015 war ein herausforderndes Jahr für das Unternehmen. Der Umsatz hat sich erfreulich entwickelt, doch das Ergebnis ist enttäuschend. Es hat für uns höchste Priorität, die Probleme im Bordnetz-Bereich aufzuarbeiten: Wir haben Maßnahmen ergriffen, um die Effizienz nachhaltig zu steigern“, sagte Dieter Bellé, Vorstandsvorsitzender der Leoni AG, im Rahmen der Bilanzpressekonferenz der Unternehmensgruppe.
WSD: 2016 im Zeichen der Reorganisation
Der Unternehmensbereich Wiring Systems (WSD) konnte den Umsatz im Berichtsjahr um 11 Prozent auf 2.668 Mio. Euro steigern (2014: 2.400 Mio. Euro). Besonders kräftig erhöhte sich der Umsatz mit den exportstarken deutschen Automobilherstellern. Mit der Eröffnung des fünften chinesischen Werks in Tieling, dem Abschluss eines Joint Ventures in China und der Einweihung eines Produktionsstandortes in Paraguay konnte die WSD ihre Globalisierungsstrategie fortsetzen. Zudem konnte der Unternehmensbereich die asiatischen Automobilhersteller Hyundai und Geely/Volvo als Kunden gewinnen; insgesamt wurde im Berichtsjahr ein Auftragseingang von 4,1 Mrd. Euro verbucht.
Das EBIT des Unternehmensbereichs nahm im Geschäftsjahr 2015 auf 87,4 Mio. Euro (Vorjahr: 104,6 Mio. Euro) ab, wobei hier der Einmaleffekt des anteiligen Werksverkaufs enthalten ist. Hauptursache für das deutlich niedrigere Ergebnis waren massive Kostensteigerungen beim Hochlauf neuer Projekte. Dr. Frank Hiller, Mitglied des Vorstands der Leoni AG und verantwortlich für den Unternehmensbereich Wiring Systems, sagte: „Um die Profitabilität zu erhöhen, haben wir ein umfangreiches Effizienzprogramm auf den Weg gebracht. Die Umsetzung hat bereits begonnen.“
Erstens wird angestrebt, die Performance der für die Ergebnisbelastung maßgeblichen Projekte zu steigern. Zweitens verbessert Leoni die Prozesse in Projektplanung und -umsetzung. Drittens wird die Matrix-Organisation vereinfacht, um kurze Entscheidungswege, klare Zuständigkeiten und geringere Kosten zu ermöglichen. Das Maßnahmenpaket wird nachhaltig zu einer Steigerung der Profitabilität führen, 2016 jedoch mit einem Restrukturierungsaufwand von ca. 25 Mio. Euro verbunden sein. Für das Geschäftsjahr 2016 plant das Unternehmen mit 2,6 Mrd. Euro Umsatz und einem EBIT von 30 Mio. Euro im Segment WSD.
WCS: Stärkere strategische Fokussierung
Der Unternehmensbereich Wire & Cable Solutions (WCS) profitierte 2015 von der weiter starken Nachfrage nach Fahrzeugleitungen sowie einer guten Entwicklung des Geschäfts mit Kabeln für Industrie und Gesundheitswesen. Der Umsatz stieg um 8 Prozent auf 1.835 Mio. Euro (Vorjahr: 1.704 Mio. Euro). Die Eröffnung von zwei neuen Werken für Automobilleitungen in China und Mexiko im Berichtsjahr schaffen die Voraussetzungen für weiteres Wachstum in den Regionen Asien und Amerika. Unter anderem schmälerten negative Wechselkurseinflüsse, ein gesunkener Kupferpreis und Forderungs-abschreibungen das Ergebnis – insbesondere im 4. Quartal. Das Segment-EBIT beläuft sich auf 63,9 Mio. Euro (Vorjahr: 78,1 Mio. Euro).
Mit dem Ziel einer strategischen Weiterentwicklung wird der Unternehmensbereich seine Marktaktivitäten stärker fokussieren und hierfür eine Konsolidierung seines Portfolios prüfen. Neben der weiteren Stärkung der Marktposition bei Fahrzeugleitungen steht der Ausbau ausgewählter Industriegeschäftsfelder auf der Agenda. Dabei wird die Entwicklung zum Lösungsanbieter forciert. Für das Geschäftsjahr 2016 rechnet Leoni im Segment WCS mit einem Umsatz von 1,8 Mrd. Euro und 75 Mio. EBIT; hierbei sind 5 Mio. Euro Restrukturierungskosten berücksichtigt.
Investitionen um 15 Prozent ausgeweitet
Im Geschäftsjahr 2015 hat Leoni erneut stark investiert und für Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte die Rekordsumme von 247,5 Mio. Euro (Vorjahr: 215,8 Mio. Euro) aufgewendet. Wichtige internationale Projekte waren die Errichtung des fünften Bordnetz-Werks in China und der Bau der ersten Produktionsstätte in Paraguay sowie die Inbetriebnahme von zwei neuen Automobilkabel-Werken in China und Mexiko und einer Spezialkabel-Fertigung in Osteuropa. In Deutschland wurde vor allem in die zweite Modernisierungsphase der Bordnetz-Divisionszentrale in Kitzingen, den Ausbau der Highspeed-Kabelproduktion in Friesoythe sowie in den Kauf des Grundstücks für die „Fabrik der Zukunft“ in Roth investiert.
Finanzlage: Eigenkapitalquote weiter auf hohem Niveau
Die Finanz- und Vermögenslage von Leoni stelle sich 2015 weiterhin solide dar. Das Eigenkapital legte zum Jahresende um etwa 9 Prozent auf 996 Mio. Euro (Vorjahr: 918 Mio. Euro) zu; die Eigenkapitalquote erhöhte sich zum Stichtag auf 35,1 Prozent (Vorjahr: 34,4 Prozent). Den Verschuldungsgrad (Gearing) konnte Leoni von 34 auf 32 Prozent senken.
Prognose: EBIT 2016 durch Restrukturierung belastet
Für das laufende Jahr erwartet Leoni wegen der leicht nachlassenden Konjunktur in für das Unternehmen relevanten Märkten, gesunkener Metallpreise und der nicht mehr konsolidierten Einnahmen des chinesischen Joint Ventures einen leicht rückläufigen Umsatz von 4,4 Mrd. Euro. Neben fehlenden Deckungsbeiträgen werden 2016 auch die kritischen Bordnetzprojekte, die trotz der eingeleiteten Maßnahmen nicht die ursprünglich erwartete Rendite liefern, das Ergebnis belasten. Hinzu kommen die Restrukturierungs- und Sonderaufwendungen. Leoni rechnet deswegen mit einem EBIT von 105 Mio. Euro. Das Unternehmen hat das Investitionsvolumen im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 230 Mio. Euro gesenkt.
Grundsätzlich steht das Geschäftsjahr 2016 im Zeichen der Effizienzverbesserung, um wieder auf einen ertragsorientierten Wachstumspfad zurückzukehren. Das Unternehmen bewegt sich weiterhin in einem sehr attraktiven Umfeld und verfügt in beiden Bereichen über einen hohen Auftragsbestand. Eine Weiterentwicklung der Strukturen und Marktaktivitäten wird die positive Entwicklung unterstützen.
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